

Berlin/Stuttgart - Dietrich Wagner wird wohl nie vergessen, wo er den 30. September 2010 verbracht hat. Er war im Stuttgarter Schlosspark, um gegen das umstrittene Bahnprojekt zu demonstrieren. Es war jener Tag, an dem die Gewalt eskalierte. Und Dietrich Wagner ist der Mann, dessen Bild später Leser in ganz Deutschland erschütterte. Auf einer Aufnahme dieses Tages ist Wagner zu sehen, der vom Strahl eines Wasserwerfers direkt ins Gesicht getroffen wurde. Zwei Personen stützen ihn, seine Augen sind deutlich sichtbar schwer verletzt, das Blut läuft ihm übers Gesicht.
Dem Magazin "Stern" sagte der 66-Jährige, er habe versucht, Jugendlichen zu helfen, die vom Strahl des Wasserwerfers weggefegt worden waren. Deshalb habe er die Arme hochgerissen und den Polizisten gewunken, um ihnen zu bedeuten, sie sollten aufhören, berichtet der Ingenieur im Ruhestand. Dann traf ihn selbst der Wasserstrahl direkt ins Gesicht - er wurde ohnmächtig. "Es fühlte sich an wie der Schlag von einem Riesenboxer", zitiert ihn das Magazin.
Ob Wagner je wieder wird sehen können, ist unklar. Derzeit ist er erblindet. Der behandelnde Arzt diagnostizierte bei Wagner "schwerste Augenverletzungen". Am schlimmsten seien die "beidseitig schweren Prellungsverletzungen", sagte Egon Georg Weidle, Chefarzt am Stuttgarter Katharinenhospital. Die Lider seien zerrissen, der Augenboden eines Auges gebrochen, die Netzhaut vermutlich eingerissen. Die Linsen sind zerstört, sie müssen durch Kunstlinsen ersetzt werden. Dietrich Wagner hat inzwischen Strafanzeige gegen den baden-württembergischen Innenminister wegen Körperverletzung gestellt. Er verstehe nicht, "wie man gegen die Stuttgarter Bevölkerung ein solches Inferno anrichten kann", sagte er.
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Dietrich Wagner protestierte am 30. September gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 - und wurde schwer am Auge verletzt. Der behandelnde Arzt sagte dem Magazin "Stern", sein Patient sei im Moment erblindet. Er wisse nicht, wie gut sein Patient in Zukunft je wieder sehen wird. Wagners Lider seien zerrissen, die Linsen zerstört.
Dem "Stern" sagte Wagner, er habe Jugendlichen helfen wollen, die von den Wasserwerfern getroffen wurden. Doch dann traf ihn selbst der Wasserstrahl direkt ins Gesicht. Wagner wurde ohnmächtig.
In den folgenden Tagen gab es heftige Kritik am Einsatz der Polizei. Demonstranten zeigten Solidarität mit dem schwer verletzten Wagner. Bei einer Kundgebung am 4. Oktober schminkten sich viele die Augen blutig.
Auch diese Demonstranten protestierten mit blutig geschminkten Augen im Stuttgarter Schlossgarten.
"Rambo zeigt sein Gesicht", das war das Urteil der Stuttgart-21-Gegner in den Tagen nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen.
Die Beamten waren am 30. September nicht nur mit Wasserwerfern gegen die Demonstranten vorgegangen, sondern hatten auch Pfefferspray gesprüht und Schlagstöcke eingesetzt.
Auch hier ein Bild vom Polizeieinsatz am 30. September: Ein Sprecher der Gegner von Stuttgart 21 kritisierte, es sei unverantwortlich, wie die Beamten gegen Schüler vorgingen. Viele zum Teil sehr junge Demonstranten seien von der Polizei eingekesselt worden.
Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU) verteidigte das Vorgehen der Polizei: "Der Einsatz war erforderlich, rechtmäßig und verhältnismäßig." Doch der verletzte Wagner hat nun Strafanzeige wegen Körperverletzung gegen den Innenminister gestellt. Dem "Stern" sagte Wagner, er verstehe nicht, "wie man gegen die Stuttgarter Bevölkerung ein solches Inferno anrichten kann."
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