Sudetendeutsches Bildungszentrum Bund förderte Seminare von Rechtsnationalen

Bildungszentrum Heiligenhof: Seit Jahren stramm rechte Referenten?
München - Es geht immer sehr viel ums Gestern im Heiligenhof. In dem idyllischen Bildungszentrum der Sudetendeutschen in Bad Kissingen füllen Gesprächsreihen über das, was Heimat in Ostmitteleuropa einmal war, über Vertreibung, Schuld und Sühne, Annäherung und Abgrenzung zwischen Sudetendeutschen und Tschechen das Programm.
Das Zentrum beherbergt naturgemäß Konservative, häufig auch ziemlich Rückwärtsgewandte. Dennoch galten offenbar die Vorträge und Referenten dort bisher als politisch unbedenklich. Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) förderte im Auftrag des Bundesinnenministeriums die Seminare deshalb weitgehend ungeprüft - bis vor einigen Wochen.
Da war die bpb einem Hinweis nachgegangen, wonach im Bildungszentrum - unterstützt von bpb-Fördergeldern - mehrmals Referenten auftraten, die von Sicherheitsbehörden als rechtsnational eingestuft werden. Besonders pikant dabei: Mindestens eines der einschlägigen Seminare fand unter der Leitung des Heiligenhof-Geschäftsführers und CSU-Politikers Steffen Hörtler statt.
Mit 3700 Euro hatte die bpb von 13. bis 17. Juni 2011 das Seminar "Betrachtungen zum deutsch-tschechischen Verhältnis von beiden Seiten der Grenze" unterstützt. Der Titel klang harmlos. Als Leiter des Seminars wurde Hörtler genannt. Der aufstrebende CSU-Ortsvorsitzende, der sich gerne mit namhaften Christsozialen fotografieren lässt, bezeichnet sich selbst als Experte für Rechtsextremismus. Vor allem die Völkerverständigung zwischen jungen Deutschen und jungen Tschechen sei ihm ein Anliegen, sagt Hörtler.
Gesinnungsgemeinschaft rechter "sudetendeutscher Wahrheitssucher"
Eine enge Verbindung pflegte der Bildungswerk-Manager aber auch jahrelang zu dem amerikanischen Historiker Rudolf Pueschel. Dieser gilt als rechtsnational und ist Vorsitzender des "Internationalen Willi-Wanka-Kreises" (IWWK), der sich selbst als "Gesinnungsgemeinschaft sudetendeutscher Wahrheitssucher" bezeichnet. Für deren Verbindungen interessiert sich auch der Verfassungsschutz.
Pueschel hatte es offenbar nicht schwer, mit gleichgesinnten Referenten wie dem kroatisch-stämmigen Rechtsnationalen Tomislav Sunic oder dem umstrittenen Geschichtswissenschaftler Andreas Wesserle im Heiligenhof zu landen. Mehrmals lud der IWWK offiziell zu Seminaren in das Bildungswerk. 2008 und 2009 zahlte die bpb jeweils rund 3500 Euro für diese Tagungen.
Im Juni 2011 waren Pueschel und sein IWWK offenbar vorsichtiger geworden. Zwar trat der Kreis noch im Jahresprogramm der Bildungsstätte als Veranstalter des Juni-Seminars "Sind Vertriebene museumsreif?" auf. Wenig später aber, als ein Förderantrag bei der bpb eingereicht wurde, hatte Hörtler die Leitung übernommen und als Thema des Treffens deutsch-tschechische Betrachtungen angekündigt. Referenten und Ablauf blieben jedoch unverändert. Der Förderantrag enthielt keinen Hinweis auf den ultrakonservativen IWWK. Das Geld wurde ausgezahlt.
"Sind Vertriebene museumsreif?"
Offenbar hatten nicht alle die Veränderung in der Leitung des Seminars mitbekommen. Denn wenig später erschien in der "Sudetendeutschen Zeitung" ein begeisterter Bericht über das Seminar des "Willi-Wanka-Kreises" mit dem ursprünglichen Titel "Sind Vertriebene museumsreif?".
Anfang Oktober überprüfte die Bundeszentrale die bisherigen Publikationen der Herren Pueschel, Wesserle und Sunic. Dabei habe sich der Verdacht einer stramm rechtsgerichteten Gesinnung der Referenten bestätigt, sagte bpb-Präsident Thomas Krüger. Inzwischen gibt es auch den Verdacht, weitere Redner, die bei anderen Seminaren am Heiligenhof auftraten, könnten dem rechten Spektrum zugerechnet werden.
Die Recherchen brachten Hörtler in Erklärungsnot. Krüger bestellte den Manager zum Gespräch. Danach zog die bpb die Fördergelder für das Seminar im Juni 2011 wieder zurück. Außerdem bestand die Bundeszentrale darauf, dass das Bildungswerk umgehend einen strengen Fünf-Punkte-Plan beschließt, um sich vom IWWK zu distanzieren und die Auswahl der Referenten transparent zu gestalten. Krüger drohte, ansonsten künftig keine Veranstaltungen am Heiligenhof mehr zu unterstützen.
Hörtler ist die Affäre und seine Bekanntschaft mit Pueschel inzwischen "sehr peinlich". Von der politischen Gesinnung Pueschels und des IWWK will er nichts gewusst haben. Auch die rechte Ausrichtung der Referenten sei ihm nicht bekannt gewesen, sagt Hörtler. "Ich habe die Namen gegoogelt, da war das nicht zu bemerken". Die Kooperation des IWWK mit dem Bildungswerk habe er gegenüber der Bundeszentrale keinesfalls absichtlich vertuscht. Pueschel habe für das Juni-Seminar lediglich zu wenig Teilnehmer erreicht. Deshalb habe der Heiligenhof selbst nochmals eingeladen und dann auch die Leitung übernommen.
Am Inhalt der Vorträge gebe es ohnehin nichts auszusetzen: "Das Seminar hatte einen ausgesprochen harmonischen Charakter."