Terrorverdächtiger Angeklagter im Sauerland-Prozess belastet Geheimdienste
Das umfangreiche Geständnis der vier Angeklagten im Sauerland-Prozess stürzt die Bundesanwaltschaft in Nöte. In der rund 1100 Seiten umfassenden Aussage-Niederschrift macht Attila Selek nach SPIEGEL-Informationen brisante Angaben - und berichtet von der Verwicklung der Geheimdienste.
Hamburg - Zugleich belastet Selek den Türken Mevlüt K. schwer. K. habe nicht nur der deutschen Gruppe um Fritz Gelowicz in Istanbul Zünder für einen geplanten Anschlag übergeben, sondern schon früh in Kontakt mit dem türkischen Geheimdienst gestanden. Gelegentlich, so Selek, sei er bei Zusammenkünften für eine Stunde verschwunden, offenbar, um Ermittler zu treffen.
Angeklagter Selek: Wann genau wussten die Geheimdienste Bescheid?
"Dann sagte er mir, dass er diese Informationen vom Geheimdienst klauen würde", gab Selek zu Protokoll. Obwohl das Geständnis Mevlüt K. schwer belastet, zögert die Bundesanwaltschaft noch, einen Haftbefehl gegen den in Ludwigshafen geborenen Türken zu beantragen.
Ein Festnahmeersuchen könnte diplomatische Probleme mit der Türkei nach sich ziehen: K. war nach seinem Untertauchen in Istanbul Ende 2002 tatsächlich als V-Mann für den türkischen Geheimdienst tätig, der den Informanten in Kooperation mit der CIA führte - der SPIEGEL berichtete.
Die deutschen Behörden waren über das Projekt schon früh informiert. Seleks Aussagen werfen auch die Fragen auf, wie genau und ab wann die Geheimdienste Kenntnis von dem Terrorplot erlangt hatten.