Lars Klingbeil SPD-Generalsekretär fordert Sarrazin zum Verlassen der Partei auf

Zweimal hat die SPD vergeblich versucht, Thilo Sarrazin aus der Partei auszuschließen. Angesichts seines neuen Buches fordern Genossen einen dritten Versuch. Die Parteispitze bremst.
Thilo Sarrazin

Thilo Sarrazin

Foto: AFP

SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil hat Thilo Sarrazin aufgefordert, aus der Partei auszutreten. "Thilo Sarrazin ist ein verbitterter Mann, der nur noch in der SPD ist, um seine absurden Thesen zu vermarkten", sagte Klingbeil. "Was er schreibt, hat mit sozialdemokratischen Positionen nichts zu tun. Wer die Mitgliedschaft in der SPD nur noch für persönliches Gewinnstreben benutzt, sollte gehen." Die SPD ist bereits zweimal mit dem Versuch gescheitert, Sarrazin aus der Partei auszuschließen.

Der frühere Berliner Finanzsenator stellte am Donnerstag sein neues Buch "Feindliche Übernahme" vor, in dem er wieder einmal vor dem Islam warnt. Deutschlandweit hatte vor acht Jahren sein Bestseller "Deutschland schafft sich ab" mit Kritik an der Zuwanderung vor allem von Muslimen Schlagzeilen gemacht.

Sarrazin will die SPD nicht freiwillig verlassen. Er fühle sich "in der SPD, in der ich aufwuchs, nach wie vor gut aufgehoben", sagte er bei der Vorstellung seines Buches in Berlin.

Experten sollen Buch für die SPD prüfen

Juso-Chef Kevin Kühnert forderte ein weiteres Ausschlussverfahren. Der Wille in der gesamten SPD sei "groß, nach der Veröffentlichung des Buches einen neuen Anlauf für ein Parteiausschlussverfahren zu nehmen", sagte der Chef der SPD-Nachwuchsorganisation der "Rhein-Neckar-Zeitung". Weitere SPD-Politiker haben bereits angekündigt, Sarrazins Parteimitgliedschaft erneut zu prüfen.

Für die SPD-Führung ist es eine unangenehme Debatte. Parteichefin Andrea Nahles hat kein Interesse, dass wochenlang über Sarrazin geredet wird - und dies das öffentliche Erscheinungsbild der ohnehin dauerkriselnden Partei prägt. Das erneute Scheitern eines Ausschlussverfahrens wäre zudem ein Debakel.

Fünf Experten sollen Sarrazins neues Buch nun prüfen, heißt es aus Parteikreisen. Konkret geht es darum, ob Sarrazin sich an Auflagen hält, die er auferlegt bekommen hatte - darunter, sich nicht parteischädigend zu verhalten. Ein Parteiausschlussverfahren spiele derzeit noch keine Rolle.

Wer steckt hinter Civey?

An dieser Stelle haben Leser in der App und auf der mobilen/stationären Website die Möglichkeit, an einer repräsentativen Civey-Umfrage teilzunehmen. Civey ist ein Online-Meinungsforschungsinstitut mit Sitz in Berlin. Das Start-up arbeitet mit unterschiedlichen Partnern zusammen, darunter sind neben SPIEGEL ONLINE auch der "Tagesspiegel", "Cicero", der "Freitag" und Change.org. Civey wird durch das Förderprogramm ProFit der Investitionsbank Berlin und durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung finanziert.

cte/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren