Thor-Steinar-Persiflage Heinar, der Weltkriegsverliererbesieger

"Storch Heinar" legt sich mit Thor Steinar an: Eine Initiative gegen den Rechtsextremismus verulkt das Modelabel, das unter Neonazis als Erkennungszeichen gilt. Der Textilhersteller klagt - doch der freche Storch plant schon die nächste Aktion.
Von Holger Wille
"Storch Heinar" braucht Hilfe: Mögliche Unterstützer können nun sein T-Shirt kaufen

"Storch Heinar" braucht Hilfe: Mögliche Unterstützer können nun sein T-Shirt kaufen

Foto: Storch Heinar

Hamburg - Storch Heinar ist im wahrsten Sinne des Wortes ein hässlicher Vogel. Er hat eine schmale Brust, seine schwarzen Haare sind streng gescheitelt und auf seinem Schnabel wächst ein Zweifingerbart. Heinar ist ein "Führer"-Vogel. Doch trotz seiner Hässlichkeit ist er berühmt: Die Bewegung Endstation Rechts, ein Internetportal gegen Rechtsextremismus , machte den Namen zur Modemarke. Als Persiflage auf die aktuelle Neonazi-Mode. Der Bekleidungsfirma MediaTex passt das überhaupt nicht.

MediaTex ist im brandenburgischen Zeesen ansässig. Die Firma produziert Jacken, Hosen, Pullover und Mützen, die in der rechtsextremen Szene äußerst beliebt sind. Das Label bedient sich nordischer Runen, überhaupt hat es die nordische Mythologie dem Unternehmen angetan: Auf einem Pullover ist ein Wikingerschiff abgebildet. Darunter steht der Schriftzug "Sturm und Drang".

rechtsextremen Szene

Der brandenburgische Verfassungsschutz bezeichnete die Marke als "identitätsstiftendes Erkennungszeichen" der . Das Symbol der Marke ist ein Kreuz mit zwei Punkten auf einem grauen Untergrund. Laut Unterlagen, die SPIEGEL ONLINE vorliegen, ärgert MediaTex neben der Ähnlichkeit des Namens vor allem das Symbol: Auf dem Motiv von "Endstation Rechts" streckt Storch Heinar die Flügel links und rechts in die Höhe, in der Mitte liegt ein Ei. Die Firma findet offenbar, dass dieses Bild dem Thor-Steinar-Kreuz sehr nahe komme. Die Gegenseite sieht das anders, beharrt auf dem deutlichen Unterschied zwischen den Marken. Den Streit wird nun wohl ein Gericht entscheiden.

Zum laufenden Verfahren gegen Endstation Rechts will sich das Unternehmen nicht äußern. Nur so viel: "Jeder, der versucht, sich an unserer Marke zu bereichern, wird abgemahnt."

Der Verkauf des frechen T-Shirts soll Prozesskosten finanzieren

Vorsorglich hat die Bewegung Endstation Rechts schon einmal T-Shirts drucken lassen, die man im Internet vertreiben will. Sie zeigen Storch Heinar mit Stahlhelm, umrahmt vom Schriftzug "Weltkriegsverliererbesieger" .

Das Motto erinnert an eine Aktion des Fußballclubs St. Pauli. In Anlehnung an den Sieg gegen den damaligen Weltpokalsieger Bayern München druckte der Verein T-Shirts mit dem Slogan "Weltpokalsieger-Besieger." Der Erlös floss in die klamme Kasse des Vereins.

Mit dem Geld aus den neuen "Besieger-Shirts" will Endstation Rechts mögliche Prozesskosten finanzieren. Gleichzeitig startet die Bewegung eine SMS-Spendenaktion . Wer das Wort "Storch" an Nummer 81190 schickt, spendet 3 Euro für die Aktion.

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