Nach Polit-Beben in Thüringen Tausende demonstrieren deutschlandweit gegen Kemmerich-Wahl

In Hamburg demonstrierten etwa 1500 Menschen gegen die Wahl von Kemmerich zum Thüringer Regierungschef
Foto:Jonas Walzberg/ dpa

Kemmerich-Wahl in Thürungen: "Nicht mein MP"
Nach der von CDU und AfD unterstützten Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich zum Thüringer Ministerpräsidenten kam es am Abend deutschlandweit zu spontanen Demonstrationen, an denen sich Tausende Menschen beteiligten. Sie kamen in mehreren Thüringer Städten und unter anderem auch in Hamburg, Köln, Leipzig, Düsseldorf und München zusammen. Kemmerich hatte sich im dritten Wahlgang gegen den bisherigen Amtsinhaber Bodo Ramelow (Linke) durchgesetzt.
In Berlin bekundeten mehr als tausend Demonstranten vor den Parteizentralen von FDP und CDU ihren Unmut. Dazu aufgerufen hatten verschiedene politische Gruppen. Vor dem Gebäude der FDP protestierten nach Veranstalterangaben am Abend mehr als 1000 Menschen. Die Polizei ging in der Nacht von 1100 Menschen aus. Vor der CDU-Zentrale wurden demnach etwa 30 Demonstranten gezählt.
Ebenfalls etwa tausend Menschen versammelten sich am Mittwochabend vor der Thüringer Staatskanzlei und bildeten dort eine Menschenkette. Einige skandierten: "Wer hat uns verraten? Freie Demokraten!" und "Nicht mein Ministerpräsident!"

Spontandemo vor der Staatskanzlei in Erfurt
Foto: Martin Schutt/ dpaVor dem Eingang des Gebäudes brannten Kerzen, Demonstranten hielten ein Transparent "FDP und CDU: Steigbügelhalter des Faschismus" in die Höhe. In Jena demonstrierten 2000 Menschen in der Innenstadt. Auch in Weimar, wo sich bereits am Nachmittag 200 Menschen versammelt hatten, Gotha und Ilmenau gab es Demonstrationen.
Der ehemalige Staatskanzleichef der rot-rot-grünen Landesregierung, Benjamin-Immanuel Hoff (Linke), erinnerte bei der Demonstration in Erfurt daran, dass vor dem Aufkommen des Nationalsozialismus bürgerliche Kräfte in Thüringen der NSDAP an die Macht verholfen hatten.
Mehr als tausend Menschen versammelten sich unter dem Motto "Haltung zeigen - keine Zusammenarbeit mit der AfD" zu einer Spontandemonstration vor dem Neuen Rathaus in Leipzig. Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) verurteilte die AfD in einer kurzen Ansprache scharf.
In Magdeburg zogen knapp hundert Menschen mit Fahnen von Ver.di, den Jusos, den Falken und "Fridays for Future" mit dem Ruf "Alle zusammen gegen den Faschismus" durch die Innenstadt.
In München versammelten sich Hunderte Demonstranten vor der Landesgeschäftsstelle der FDP. Dazu aufgerufen hatten unter anderem der Landesverband der Linken und die Grüne Jugend München.

Demonstranten vor der FDP-Geschäftsstelle in München: "Die richtige Antwort wäre gewesen: Ich nehme diese Wahl nicht an"
Foto: Lino Mirgeler/ dpaIn Hamburg wurden rund 1500 Demonstrierende gezählt. Antifaschistische Gruppen riefen dazu auf, sich vor den Büros der CDU und AfD in der Innenstadt zu versammeln. Das Motto der Demonstration lautete: "Schulter an Schulter gegen den Faschismus!"