Björn Höcke (AfD) hat in seinem Wahlkreis nach Auszählung fast aller Stimmbezirke kein Direktmandat erhalten
Foto: Axel Schmidt/ REUTERSDer Thüringer AfD-Landeschef hat bei der Landtagswahl kein Direktmandat bekommen: Björn Höcke erhielt in seinem Wahlkreis Eichsfeld I nach Auszählung fast aller Stimmbezirke rund 21 Prozent der Erststimmen - und kam damit auf Platz zwei. Die meisten Stimmen bekam mit knapp 49 Prozent der CDU-Kandidat Thadäus König.
Bei den Landtagswahlen erreichte die AfD am Sonntag 23,4 Prozent und wurde damit zweitstärkste Kraft. Noch 2014 holte die Partei 10,6 Prozent der Stimmen. Da im Vorfeld allerdings alle Parteien ausgeschlossen hatten, mit der AfD zu koalieren, wird sie keine Regierung stellen. Höcke gilt als Wortführer des völkisch-nationalistischen "Flügels" der AfD (lesen Sie hier alle Neuigkeiten zur Wahl in Thüringen in unserem Newsblog).
Auch bei den Zweitstimmen landete die CDU in Höckes Wahlkreis den Angaben zufolge mit gut 40 Prozent auf dem ersten Platz. Auf Platz zwei lag die AfD mit rund 22 Prozent, gefolgt von der Linken mit knapp 18 Prozent.
Ramelow erhält Direktmandat zurück
Ministerpräsident Bodo Ramelow hat hingegen sein Direktmandat zurückerobert. Er lag nach Auszählung fast aller Stimmbezirke in seinem Wahlkreis Erfurt III mit 42 Prozent der Stimmen weit vorn. Auf den zweiten Platz kam der CDU-Politiker Dominik Kordon mit 16,5 Prozent. Platz drei ging mit gut 14 Prozent an Marek Erfurth von der AfD.
Ramelow hatte schon früher das Direktmandat in dem Wahlkreis geholt. Bei der Landtagswahl 2014 verlor er es jedoch an die CDU-Politikerin Marion Walsmann. Ramelow zog über die Landesliste ins Parlament ein, legte sein Mandat aber nach der Wahl zum Ministerpräsidenten nieder.
Die CDU hat bei der Landtagswahl in Thüringen die meisten Direktmandate gewonnen. Die Christdemokraten holten am Sonntag nach Auszählung fast aller Wahlbezirke insgesamt 21 der 44 Wahlkreismandate, über die die Wähler mit der Erststimme entschieden. Auf die Linkspartei und die AfD entfielen laut Statistik des Landeswahlleiters jeweils elf Direktmandate.
AfD-Politiker holt Direktmandat in Tiefensee-Wahlkreis
Der SPD-Spitzenkandidat in Thüringen, Wolfgang Tiefensee, bekam bei der Landtagswahl kein Direktmandat. Er kam nach Auszählung fast aller Wahlbezirke in seinem Wahlkreis Gera II mit gut 15 Prozent der Erststimmen lediglich auf Platz drei. Platz eins ging an den AfD-Kandidaten Wolfgang Lauerwald mit fast 33 Prozent. Mit 29 Prozent kam der Linken-Politiker Andreas Schubert auf Platz zwei.
Tiefensee war als Spitzenkandidat seiner Partei in die Wahl gezogen. Der Landeswirtschaftsminister hat bisher kein Landtagsmandat. Bei den Zweitstimmen in seinem Wahlkreis lag den Ergebnissen zufolge die Linke mit gut 34 Prozent vorn, gefolgt von der AfD mit knapp 30 und der CDU mit knapp 15 Prozent. Die SPD kam mit knapp acht Prozent lediglich auf Platz vier.
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Die Hände zum Himmel: Als die ersten Prognosen zur Landtagswahl in Thüringen veröffentlicht wurden, war der Jubel bei der Linken riesig. Die Partei holte nicht nur ihr bestes Ergebnis in Thüringen, sondern überhaupt in einem Bundesland. Entsprechend war die Stimmung auf der Wahlparty in Erfurt.
Er war entscheidend für das Rekordergebnis: Ministerpräsident Bodo Ramelow - er führte die Partei zu einem Stimmenanteil von 31 Prozent.
Auch die Linkenvorsitzende Katja Kipping (l.) feierte zusammen mit Susanne Hennig-Wellow, Fraktionschefin der Linken im thüringischen Landtag, den Sieg in Erfurt. Doch die Freude könnte von kurzer Dauer sein: Für die bisherige rot-rot-grüne Regierung gibt es keine Mehrheit mehr.
Ramelow bei der Wahlparty der Linken: Mit 31 Prozent hat er seiner Partei ein Rekordergebnis beschert.
Hat da jemand "Volkspartei" gesagt? Von diesem Status sind die Grünen in Thüringen weit entfernt. Die Spitzenkandidaten Anja Siegesmund (l.) und Dirk Adams konnten mit ihrer Partei gerade einmal 5,2 Prozent erreichen. Auch die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckhardt, sah bei Wahlpartys schon mal glücklicher aus.
Besonders mau war die Stimmung bei der CDU: Die Partei, die bis 2014 den Regierungschef in Thüringen stellte, verlor 11,7 Prozentpunkte und erzielte ihr mit Abstand schlechtestes Ergebnis in dem Bundesland.
CDU-Spitzenkandidat Mike Mohring hatte vor der Wahl eine Zusammenarbeit mit der Linken und der AfD ausgeschlossen - bei diesem Standpunkt blieb die CDU auch nach Bekanntwerden der Ergebnisse am Sonntag. "Zunächst heißt es, klug zu überlegen, was ist für unser Land wichtig, und wie können wir unsere Demokratie stabilisieren", sagte Mohring nach der Wahl.
Ein Wort machte bei der SPD besonders die Runde: bitter. Und das trifft das historisch schlechte Ergebnis in Thüringen gut.
SPD-Spitzenkandidat Wolfgang Tiefensee sieht seine Partei jedoch trotz des schlechten Ergebnisses in Regierungsverantwortung. "Die SPD wird gebraucht", sagte er. Und: "Wir stecken nicht den Kopf in den Sand, sondern schauen nach vorn."
Freudige Gesichter gab es bei der AfD: Mit Björn Höcke als Spitzenkandidat holte die Partei in Thüringen 23,4 Prozent. Entsprechend zufrieden zeigte sich auch der Fraktionsvorsitzende der AfD im Bundestag, Alexander Gauland (l.).
Die AfD sei auf dem Weg zur gesamtdeutschen Volkspartei, sagte Höcke nach der Wahl. Die Regierung Ramelows sei abgewählt.
AfD-Anhänger in Erfurt: Der Jubel war groß, als erste Prognosen zeigten, dass die Partei im Vergleich zu 2014 ihren Stimmenanteil mehr als verdoppelt hat.
Für die FDP um Spitzenkandidat Thomas Kemmerich gab es selten einen spannenderen Wahlabend: Bis nach Mitternacht war unklar, ob es für den Einzug in den Landtag reicht - die Liberalen schafften ihn.
Wie geht es weiter? Eine klare Regierungsoption zeichnet sich nicht ab - vorerst bleibt Ministerpräsident Ramelow geschäftsführend im Amt.
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