CDU-Rebellin verlässt den Bundestag
Tränen am Rednerpult
Sie hat für die Frauenquote gekämpft und gegen das umstrittene Betreuungsgeld. Jetzt verlässt die Abgeordnete Rita Pawelski den Bundestag. Ihre letzte Rede hielt sie noch einmal zu einem Herzensthema - und konnte dabei ihre Tränen nicht zurückhalten.
Die Abgeordnete Rita Pawelski (CDU) verlässt weinend das Rednerpult
Foto: Maurizio Gambarini/ dpa
Berlin - Es klang auf Anhieb nicht, als würde das Thema zu großen Gefühlsausbrüchen verleiten. "Bericht der Bundesregierung über die Lage der Freien Berufe", Drucksache 12/13074, so stand es bei der 244. Sitzung des Bundestags am Freitagmorgen auf der Tagesordnung. Doch eine Abgeordnete konnte am Ende ihrer Rede die Tränen nicht mehr stoppen.
Für ihre letzten Worte holt Rita Pawelski noch einmal tief Luft. Ihre Stimme zittert, sie fächert sich Luft mit dem Papier zu, auf das ihre Rede gedruckt ist. Dann sagt sie: "Ich war sehr, sehr gerne Mitglied dieses Bundestages. Ich gehe freiwillig, ich gehe aber trotzdem schweren Herzens. Ich bitte alle um Entschuldigung, denen ich irgendwann zu nahe getreten bin." Ihre Stimme wird jetzt brüchig. "Und danke allen, die mir geholfen haben." Dann presst sie die Lippen zusammen, nickt und tritt weinend ab.
"Abschied in eine ungewisse Zukunft"
Möglicherweise war es die letzte Rede (hier können Sie sie anschauen), die Pawelski vor dem Parlament gehalten hat. Zur Bundestagswahl 2013 will die Vorsitzende der Gruppe der Frauen im Bundestag nicht mehr antreten.
Pawelski stammt aus Niedersachen, seit 2002 sitzt sie im Bundestag. Dass sie 2013 nicht mehr antreten wird, sei eine schwere Entscheidung für sie gewesen. "Ich war verdammt gerne Politikerin", sagte sie SPIEGEL ONLINE. Doch familiäre Probleme haben sie dazu veranlasst, nicht mehr zu kandidieren.
Was sie in Zukunft machen will, weiß Pawelski noch nicht. Auch deshalb habe ihre letzte Rede sie so sehr mit Wehmut erfüllt. "Es war für mich mehr als ein Abschied aus der Fraktion", sagte sie, "es war auch ein Abschied in eine ungewisse Zukunft." Vielleicht erklärt auch das die Tränen im Plenum.
In den vergangenen vier Jahren hatte Pawelski als Vorsitzende der Gruppe der Frauen in ihrer Fraktion für eine feste Quote gekämpft, versuchte zuletzt, ein fraktionsübergreifendes Votum zu organisieren. Außerdem pochte sie auf eine Abstimmung ohne Fraktionszwänge, damit die Abgeordneten ihrem "frauenpolitischen Gewissen" folgen können. Am Ende konnten sie und ihre Mitstreiterinnen sich jedoch nicht durchsetzen.
Ähnlich verhielt es sich mit dem umstrittenen Betreuungsgeld. Pawelski war gegen die Prämie. Gemeinsam mit anderen Unionsfrauen forderte sie stattdessen eine Reform der Altersvorsorge. Mütter, die für ihre Kinder zu Hause blieben, sollten später höhere Renten bekommen. Die Mütterrente ist inzwischen Beschlusslage - das Betreuungsgeld kommt trotzdem.