Trotz Coronabeschränkungen CDU-Politiker feierte Geburtstagsparty mit zahlreichen Gästen

Video-Screenshot: Unionspolitiker Willsch auf Geburtstagsparty
Im Herbst beschwerte sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus-Peter Willsch, der im Rheingau-Taunus Kreis zugleich ehrenamtlicher Kreistagsvorsitzender ist, bitter über seinen Landrat: Dieser habe den Kreistag nicht rechtzeitig über die Coronainfektion eines Mitglieds informiert. Das sei »nicht akzeptabel«, ließ Willsch sich im November in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« damals zitieren.
Nun bringt den CDU-Politiker aus dem Wahlkreis Rheingau-Taunus – Limburg eine eigene Nachlässigkeit in Erklärungsnot, nachdem in politischen Kreisen ein Handyvideo aufgetaucht ist. In der kurzen Sequenz ist zu sehen, wie Menschen in einer Privatwohnung singen, tanzen und sich umarmen. Im Hintergrund ist »Lemon Tree« zu hören, ein Popsong der deutschen Band Fools Garden aus den Neunzigerjahren. Unter den Feiernden ist der Abgeordnete Willsch zu erkennen, der, wie seine Gäste, keinen Mund-Nasen-Schutz trägt.
»Unangekündigter« Besuch
Mit dem Video konfrontiert räumte Willsch gegenüber dem SPIEGEL ein, inmitten der Coronapandemie eine Party gefeiert zu haben. »Anlässlich meines 60. Geburtstages am 28. Februar habe ich den Abend im privaten Bereich mit meiner Familie bzw. Hausgemeinschaft verbracht«, sagte der Politiker. Im weiteren Verlauf des Abends sei »unangekündigt eine befreundete Familie zur Runde« hinzugestoßen, so Willsch. »Dies ist nach den geltenden Regeln in Hessen nicht verboten.«
Das mag formal zutreffend sein. Doch in der zum Zeitpunkt der Feier gültigen »Corona-Kontakt- und Betriebsbeschränkungsverordnung« der hessischen Landesregierung heißt es: »Für private Zusammenkünfte wird eine Beschränkung auf den eigenen Hausstand sowie eine weitere nicht im Haushalt lebende Person dringend empfohlen.«
Diese Empfehlung haben Willsch und seine Gäste offenkundig missachtet. Den Aufnahmen zufolge nahmen an der Geburtstagsparty mindestens zwölf Personen teil. Auch die dringende Empfehlung, einen Mindestabstand »von 1,5 Metern zwischen Personen unterschiedlicher Hausstände« einzuhalten, wurde von Willsch und seinen Gästen offenkundig nicht beachtet.
Zur Frage, wie er sein Verhalten im Nachhinein bewerte, erklärte der CDU-Politiker: »Dass ich damit meiner Vorbildfunktion nicht gerecht geworden bin, bedaure ich.«
Kritik aus der SPD-Landesfraktion
Die hessische SPD-Landesfraktion kritisierte den Umtrunk bei Willsch scharf. Der Politiker sei »in der Vergangenheit vielfach auffällig geworden – oftmals als tiefschwarzer Sheriff, der verlangt, dass Recht und Ordnung durchgesetzt werden.« Nun zeige sich, »dass in Willschs Welt Regeln nur für andere gelten«, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Günter Rudolph. Willschs Verhalten sei »dreist und instinktlos.«