

Berlin - Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat die Kritik an der gemeinsamen Afghanistan-Reise mit seiner Frau zurückgewiesen. "Ich werde meine Ehefrau selbstverständlich wieder zu den Soldaten mitnehmen, wenn wir das für richtig halten, so wie es gestern richtig war", sagte Guttenberg, der inzwischen wieder in Berlin ist, am Dienstag vor einer Unionsfraktionssitzung. Er werde zudem auch weiter Journalisten mitnehmen, wenn dies dazu diene, das Verständnis über die Lage der Bundeswehrsoldaten vor Ort zu verbessern.
Der Minister war nicht nur von der Opposition, sondern auch aus der FDP dafür kritisiert worden, dass er seine Frau sowie den Fernsehmoderator Johannes B. Kerner mit nach Afghanistan genommen hatte. Als "ministerielle PR-Aktion mit Gattin und Talkshow-Tross" schmähte Linke-Fraktionschef Gregor Gysi die Reise. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel rügte den Trip als "absolut unangemessen", es habe nur noch das Fernsehsternchen Daniela Katzenberger gefehlt. "Da hätten wenigstens die Soldaten was davon."
Die Union konterte die Angriffe. Spitzenpolitiker von CSU und CDU verteidigten den Afghanistan-Ausflug des Ehepaars Guttenberg - und stichelten ihrerseits gegen die Opposition. "Gabriels Flegelei macht einfach nur fassungslos. Diese Respektlosigkeit beleidigt nicht zuletzt unsere Soldatinnen und Soldaten, die in Afghanistan einen harten und schwierigen Dienst tun. Wenn Gabriel nur einen Funken Anstand hat, entschuldigt er sich sofort bei allen Beteiligten", erklärte CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt.
Auch aus der CDU erhielt der Minister Rückendeckung. Generalsekretär Hermann Gröhe hatte gesagt, er finde es "richtig und durchaus in die Zeit vor Weihnachten passend, dass es einen starken, auch persönlich emotionalen Beitrag der Solidarität mit den Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan" gebe.
Beim Koalitionspartner FDP war die Stimmung dagegen deutlich gedämpfter - dort waren nicht alle über den Blitzbesuch am Hindukusch erfreut. "Ich würde dem Minister zu mehr Zurückhaltung raten und ihm stattdessen empfehlen, die nach wie vor bestehenden Ausbildungs- und Ausrüstungsdefizite bei der Truppe zeitnah zu beheben", sagte Elke Hoff, sicherheitspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Das Letzte, was die Truppe jetzt braucht, ist die Anwesenheit von geschätzten Talkshow-Moderatoren. Das passt einfach nicht."
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Blitzbesuch in Afghanistan: Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und seine Frau Stephanie bei ihrer Ankunft im Bundeswehrlager in Masar-i-Scharif am Montag.
Fototermin im Feldlager: Die Opposition wetterte gegen den Besuch des Ehepaars, Linke-Fraktionschef Gregor Gysi sprach von einer "ministeriellen PR-Aktion mit Gattin und Talkshow-Tross".
Verteidigungsminister Guttenberg kurz nach der Ankunft im Bundeswehrlager in Masar-i-Scharif: Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel nannte den Besuch mit Ehegattin "absolut unangemessen".
Stephanie zu Guttenberg wurde durch das Feldlager geführt und sprach mit Soldaten. Deutschland hat derzeit im Rahmen der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe Isaf nach Angaben der Bundeswehr 4570 Soldaten im Einsatz, 132 davon sind Frauen.
Der Gefahr in Afghanistan begegne sie mit Respekt, sagte die Ministergattin: "Das ist kein spaßiger Ausflug, das ist bitterer Ernst."
Minister Guttenberg selbst reist zum siebten Mal seit seinem Amtsantritt im Herbst 2009 nach Afghanistan. Zuletzt war er Anfang November im Norden Afghanistans. Bei seinem jetzigen Besuch aß er mit der Truppe zu Mittag.
Wie ihr Mann nahm auch Stephanie zu Guttenberg am Mittagessen teil. Sie ist die erste deutsche Ministerfrau, die mit ihrem Mann in die Krisenzone reist.
Zur Reaktion ihrer beiden acht und zehn Jahre alten Töchter auf die Reiseplanung sagte Stephanie zu Guttenberg: "Begeistert waren sie nicht, aber sie haben das verstanden."
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