Wladimir Klitschko antwortet auf offenen Brief zu Waffenlieferungen »Wir werden uns wehren, bis der Aggressor nach Hause geht«

Wladimir Klitschko
Foto:Efrem Lukatsky / AP
Mit einem offenen Brief haben Alice Schwarzer und weitere Prominente die Debatte über die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine weiter befeuert. Der Kritik an der Initiative schließt sich nun auch Wladimir Klitschko an. Er hat mit deutlichen Worten auf das Schreiben geantwortet.
»Wir brauchen keine feigen Briefe, die den Opfern Schuldgefühle einreden, sondern mutige Briefe, die die russische Barbarei anprangern und zum Boykott von russischem Öl, Gas und Kohle aufrufen«, schreibt Klitschko in einem von der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« veröffentlichten Brief. In der vergangenen Woche hatten 28 deutsche Prominente vor einem Dritten Weltkrieg infolge der Waffenhilfe für die Ukraine gewarnt.
Die Verfasser des Schreibens bezeichnet Klitschko nun als sogenannte Intellektuelle, »die den Sinn für die Realität und die Vernunft verloren zu haben scheinen«. Eigenen Angaben zufolge hat der ehemalige Boxweltmeister seine Antwort in Kiew verfasst. Sein Bruder Vitali Klitschko ist dort seit 2014 Bürgermeister. Er weist in seinem Antwortbrief zudem auf die von russischen Soldaten begangenen Gräueltaten hin.
Der Abzug der Truppen aus dem Norden des Landes habe das Ausmaß der Schrecken aufgedeckt, schreibt er weiter und zählt Massenexekutionen von Zivilisten und systematische Vergewaltigung von Frauen und jungen Teenagern auf. »All diese Verbrechen zusammengenommen haben einen Namen: Völkermord.«
Dabei bezieht er sich auf die Stadt Butscha, die zum Symbol der russischen Grausamkeiten in der Ukraine geworden ist . »In der Ukraine gibt es mehr als ein Butscha«, schreibt er. Die Verantwortlichen für diese Taten könnten benannt werden. »Wir kennen sie, wir sammeln die Beweise für ihre Verbrechen. Damit Gerechtigkeit walten kann.« Das sei das Mindeste, was wir den Opfern schulden.
Blinder Pazifismus sei genauso gefährlich wie glückselige Kriegstreiberei
Mit Bezug auf den offenen Brief in Deutschland stellt Klitschko klar: »Wir werden uns wehren, bis der Aggressor nach Hause geht.« Die Ukraine brauche Waffen, um sich zu verteidigen. Zudem zog er einen Vergleich mit dem Zweiten Weltkrieg: »Die sogenannten Pazifisten wollen gestern wie heute den Frieden um jeden Preis. In einigen europäischen Hauptstädten hörte man damals: ›Hitler und Faschismus statt Krieg‹. Und heute: ›Putin statt Krieg?‹.« Blinder Pazifismus sei genauso gefährlich wie glückselige Kriegstreiberei.
Der offene Brief der 28 Prominenten hatte in Deutschland für heftige Diskussionen gesorgt. Neben Kritik stießen die Forderungen auch auf Unterstützer. Bis Dienstag haben fast 200.000 Menschen das Schreiben auf der Plattform change.org unterzeichnet.