Umfrage FDP sackt auf zwei Prozent ab

Kurz vor der Landtagswahl in Niedersachsen sieht sich FDP-Chef Rösler mit katastrophalen Umfragewerten konfrontiert. Gerade noch zwei Prozent der Wähler würden den Liberalen derzeit ihre Stimme geben. Die Union steht dagegen so gut da wie seit Jahren nicht.
Parteichef Rösler (re.) und Fraktionschef Brüderle: Schlechtester Wert seit fast einem Jahr

Parteichef Rösler (re.) und Fraktionschef Brüderle: Schlechtester Wert seit fast einem Jahr

Foto: Bernd Weissbrod/ dpa

Berlin - Schock für die FDP: Ihr anhaltender Führungsstreit lässt die Freidemokraten in einer neuen Umfrage auf einen Wert von zwei Prozent abstürzen. Im "Stern"/RTL-Wahltrend vom Mittwoch hat sich ihr Wert von vier Prozent vor Weihnachten damit halbiert. Das ist das schlechteste FDP-Ergebnis beim Umfrageinstitut Forsa seit Mitte Februar 2012.

Die Union dagegen steigt bei Forsa um einen Punkt auf ein neues Rekordhoch von 42 Prozent. Im rot-grünen Lager büßt die SPD an Vertrauen ein: Sie sinkt um zwei Punkte auf 25 Prozent - ihren niedrigsten Wert seit Ende April 2012. Die Grünen wiederum verbessern sich um zwei Punkte auf 15 Prozent.

Die Linke steigert sich um einen Punkt auf neun Prozent. Die Piraten würden im theoretischen Fall einer Bundestagswahl am kommenden Sonntag bei drei Prozent verharren - und lägen damit noch vor der FDP.

Zwar handelt es sich um eine bundesweite Umfrage, dennoch ist sie für die FDP auch mit Blick auf die Niedersachsen-Wahl in eineinhalb Wochen ein negatives Signal. Den Kritikern des angeschlagenen Parteivorsitzenden Philipp Rösler dürften die neuen Daten weiter Auftrieb geben - zumal die Befragten noch vor dem Dreikönigstreffen der FDP interviewt wurden. Bei dem Termin am vergangenen Sonntag war der Führungsstreit dann sogar auf offener Bühne ausgetragen worden, Rösler hatte eine allgemein als eher schwach bewertete Rede gehalten.

Nach der Forsa-Umfrage wäre die FDP selbst bei Berücksichtigung der Fehlertoleranz von plus/minus 2,5 Punkten nicht mehr im Bundestag vertreten. In anderen Umfragen vom Beginn dieses Jahres - aber noch vor dem Dreikönigstreffen - hatte die FDP bei den Instituten Emnid und Infratest dimap noch bei vier Prozent gelegen.

Union im Höhenflug

Für die Union sind die 42 Prozent im "Stern"/RTL-Wahltrend der höchste Wert, seit Angela Merkel im Herbst 2005 zur Kanzlerin gewählt wurde. Zu Beginn des Wahljahres 2013 und ein Dreivierteljahr vor der Bundestagswahl im Herbst hat die Union damit einen Vorsprung von 17 Punkten vor der SPD. Zwar ist sie allein zwei Punkte stärker als SPD und Grüne zusammen (gemeinsam 40 Prozent), hätte aber gegen beide und die Linke insgesamt keine Mehrheit. Zur Regierungsbildung wäre sie also auf SPD oder Grüne als Koalitionspartner angewiesen.

Nach Ansicht von Forsa-Chef Manfred Güllner profitieren CDU und CSU vom Niedergang der FDP. Fast die Hälfte der FDP-Wähler bei der letzten Bundestagswahl 2009 würden sich jetzt für die Union entscheiden, sagte er dem "Stern".

Steinbrück verliert dramatisch an Ansehen

Verlierer in dieser Umfrage ist neben der FDP auch SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. Nach der von ihm angezettelten Debatte um das angeblich zu knapp bemessene Kanzlergehalt sind die Sympathiewerte für ihn dramatisch eingebrochen. Wenn die Deutschen ihren Kanzler direkt wählen könnten, würden sich nach dem aktuellen "Stern"/RTL-Wahltrend nur noch 22 Prozent für Steinbrück entscheiden - das sind vier Punkte weniger als kurz vor Weihnachten. Der Wert für Kanzlerin Merkel springt um sieben Punkte nach oben: 58 Prozent der Bürger würden sie nun direkt wählen. Zum Auftakt des Wahljahres 2013 hat sich der Vorsprung zu ihrem Herausforderer damit auf 36 Punkte erhöht.

Insgesamt hat sich das Bild Steinbrücks offenbar ins Negative verfärbt. Nach einer "Stern"-Umfrage schätzen ihn nur noch 34 Prozent als vertrauenswürdig ein - minus acht Punkte im Vergleich zu einer entsprechenden Umfrage im Oktober. Lediglich 33 Prozent finden ihn sympathisch - ein Minus von sieben Punkten. Geschätzt wird weiter seine Kompetenz (57 Prozent), doch auch dieser Wert ging um vier Punkte zurück.

Laut Forsa-Chef Güllner schadet die Kritik an Steinbrück der SPD insgesamt. "Als Gerhard Schröder 1998 Kanzlerkandidat wurde, löste das einen Sog zur SPD aus. Steinbrück dagegen zieht die Partei nach unten", sagte er.

ler/dpa
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