SPIEGEL-Umfrage Große Mehrheit für harten Lockdown

Der Aufbau des Weihnachtsmarkts in Essen wurde wegen Coronabeschränkungen gestoppt
Foto: Jochen Tack / imago images/Jochen TackDie Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina will ihn, Bundeskanzlerin Angela Merkel will ihn – und eine große Mehrheit der Deutschen ebenfalls: Den harten Lockdown, um die Verbreitung des Corona-Virus zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen. Das ergibt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag des SPIEGEL.
Die Zahl der täglichen Neuinfektionen ist bundesweit trotz Beschränkungen weiterhin hoch. Am Mittwoch erreichte die Zahl der Todesfälle mit 590 einen neuen Höchststand. Auch die Zahl der Corona-Intensivpatienten ist deutlich gestiegen.
Merkel drängt auf Verschärfung der Maßnahmen
Mit einem eindringlichen Appell wendete sich die Kanzlerin deshalb gestern im Bundestag zu Wort.
Sie halte es für richtig, die Geschäfte nach Weihnachten bis mindestens zum 10. Januar zu schließen und auch den Unterricht an den Schulen zu minimieren.
Dazu sollten die Ferien verlängert oder auf Digitalunterricht umgestellt werden. Einzelne Bundesländer haben bereits ihre Maßnahmen verschärft, allen voran Sachsen und Bayern. Mehrere Ministerpräsidenten wollen nachziehen.
Knapp 74 Prozent der Deutschen stimmen Merkel zu, sind eher oder auf jeden Fall für einen harten Lockdown. 21 Prozent sprechen sich dagegen aus.
Dabei scheinen sich die Wähler dreier Parteien einig zu sein: Gruppiert man die Antworten nach Wahlabsicht, wünschen sowohl Unions- als auch SPD- und Grünen-Anhänger überwiegend die härteren Maßnahmen. Die Zustimmungswerte liegen hier über 80 Prozent. Immerhin knapp 65 Prozent der Linken-Wähler sind ähnlicher Ansicht.
Ganz anders sehen das die Anhänger von FDP und AfD: Nur 40 Prozent der FDP-Anhänger können sich die Schließung der Geschäfte vorstellen. Von den Wählern der AfD können sich nur 24 Prozent für härtere Maßnahmen erwärmen.
Bei der Auswertung der Altersstruktur zeigt sich: Je älter die Befragten, desto entschiedener wird der harte Lockdown gefordert.
Eigentlich war die Priorität von Bund und Ländern für die zweite Infektionswelle klar: Schulen und Kitas sollten um jeden Preis offen bleiben . Ob sich das nun doch ändert, dürfte von einer Schalte zwischen Merkel und den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten abhängen, die voraussichtlich am Sonntag stattfinden wird.