SPIEGEL-Umfrage Mehrheit zweifelt an Laschets Klimakompetenz

Die Flutkatastrophe rückt den Klimawandel wieder stärker in den Fokus des Wahlkampfs. Kanzlerkandidat Laschet trauen allerdings die wenigsten ein konsequentes Handeln zu. Auch seine persönlichen Werte bröckeln.
Ministerpräsident Laschet im Katastrophengebiet

Ministerpräsident Laschet im Katastrophengebiet

Foto: Christoph Hardt / imago images / Future Image

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Die Bilder und Nachrichten aus dem Hochwassergebiet sind bedrückend, zu den bislang 170 Todesopfern könnten weitere hinzukommen. Die Katastrophe hat zugleich den Forderungen nach konsequenterem Klimaschutz neuen Auftrieb verliehen.

Doch welcher der Kanzlerkandidaten würde sich nach der Bundestagswahl am 26. September im Falle eines Wahlsiegs am deutlichsten gegen den Klimawandel engagieren? In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den SPIEGEL schätzen die Menschen die Klimakompetenz des Unionskanzlerkandidaten Armin Laschet am geringsten ein.

Nur 26 Prozent sind der Meinung, dass sich der CDU-Chef als Kanzler entschieden zur Bewältigung des Klimawandels einsetzen würde. Beim SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz sind es immerhin 35 Prozent und bei Annalena Baerbock, Spitzenkandidatin der Grünen, sogar 56 Prozent. (Lesen Sie hier mehr zur Civey-Methodik.)

Hinweise darauf, wie die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands den Wahlkampf verändern könnte, gibt auch eine weitere Umfrage. Jeder oder jede Dritte denkt demnach, dass Klimapolitik nach der Unwetterkatastrophe für die eigene Wahlentscheidung im September wichtiger geworden ist.

Auch wenn das Thema zwei von drei Befragten nicht wichtiger geworden ist, bleibt der grundsätzliche Trend bestehen: Umwelt- und Klimapolitik werden von den Wählerinnen und Wählern schon seit Längerem als der zweitwichtigste Bereich für die Wahl bewertet.

Fast die Hälfte der Deutschen gibt an, dass dieses Politikfeld ihre Wahlentscheidung am meisten beeinflussen wird. Noch wichtiger ist den Wählern nur das Thema Renten- und Sozialsysteme.

Unter Grünenanhängerinnen und -anhängern teilen mit 71 Prozent erwartungsgemäß besonders viele Menschen die Ansicht, dass die Klimapolitik für ihre Wahlentscheidung wichtiger geworden ist. Unter Anhängern von CDU und CSU sehen dagegen mehr als zwei Drittel der Befragten ihre Wahlabsicht durch die verheerenden Hochwasser nicht beeinträchtigt.

Laschet verschlechtert sich bei Direktwahl-Frage

Genau beobachtet wurde zuletzt, wie sich die Spitzenkandidaten in den betroffenen Gebieten verhielten.  Während Laschet als Ministerpräsident qua Amt Präsenz in den betroffenen Regionen in Nordrhein-Westfalen zeigen musste und Scholz als Finanzminister und Vizekanzler ebenfalls mittelbar zuständig ist, reiste auch Baerbock in die Hochwassergebiete. Auf Pressebegleitung verzichtete sie bewusst.

Der einzige, dessen Ansehen in den vergangenen Tagen jedoch litt, war Laschet. Bei einer Direktwahl zur Kanzlerin oder zum Kanzler würden Laschet nur noch 21 Prozent der Befragten wählen. Er liegt damit inzwischen gleichauf mit Scholz und Baerbock.

Allerdings wird der Kanzler oder die Kanzlerin nicht direkt gewählt. Die Umfrage sagt damit vor allem etwas über die persönlichen Beliebtheitswerte der Kandidaten aus und weniger über ihre tatsächlichen Chancen, ins Kanzleramt einzuziehen.

Dennoch: Vor einem Monat hatte Laschet die Umfrage klar angeführt und lag mit 27 Prozent deutlich vor Scholz und Baerbock. Die Direktwahl-Unterstützung für Laschet sank dabei bereits vor den ersten Unwettern im Westen am 14. Juli.

Aber erst in den vergangenen Tagen ging es für den Unionskandidaten deutlich bergab. Vier Prozentpunkte verlor er binnen einer Woche.

Auch die Unionsparteien verlieren. In der Sonntagsfrage kommen CDU und CSU aktuell auf 26 Prozent der Stimmen. Unmittelbar vor der Flut waren es noch drei Prozentpunkte mehr.

Damit verringert sich auch der Abstand auf die Verfolger – obwohl die Grünen seit Monatsanfang beinahe unverändert bei 21 Prozent stagnieren. Drittstärkste Kraft würde weiter die SPD mit 17 Prozent. Der zwischenzeitliche Aufwärtstrend und die guten Umfragewerte für Olaf Scholz  scheinen seiner SPD nicht zu einem besseren Ergebnis zu verhelfen.

Auf elf Prozent kämen FDP und AfD, für die Linke könnte der Einzug in den Bundestag mit sechs Prozent weiter eine Zitterpartie werden.

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