Allensbach-Umfrage Ostdeutsche blicken deutlich skeptischer auf Nato-Bündnisfall-Klausel

Russland wird von den Deutschen laut einer Erhebung klar als größte Bedrohung angesehen. Doch in West und Ost gehen die Meinungen auseinander – beim richtigen Verhalten im Ernstfall sowie dem Vertrauen in die USA.
Flaggen der Nato und der USA in Brüssel

Flaggen der Nato und der USA in Brüssel

Foto: Yves Herman / REUTERS

Eine deutliche Mehrheit der Deutschen nimmt Russland inzwischen als mit Abstand größte Bedrohung für den Frieden in der Welt wahr. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach hervor. Demnach betrachten 82 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Land, das seit knapp einem Jahr einen Angriffskrieg gegen die benachbarte Ukraine führt, als größte Gefahr.

Der Krieg hat dabei offenbar massiven Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung Russlands hierzulande. Im Jahr 2021 hatten lediglich 32 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren Russland als größte Bedrohung wahrgenommen.

Darüber, auf welche Staaten sich Deutschland verlassen und ob man anderen im Angriffsfall beistehen sollte, gehen die Ansichten zwischen Ost und West jedoch deutlich auseinander.

Ostdeutsche sehen Nato-Bündnisverpflichtung kritischer

So ist etwa die Bereitschaft, gemäß der Nato-Bündnisverpflichtung im Ernstfall zur Verteidigung eines anderen Nato-Mitgliedsstaats beizutragen, im Osten deutlich weniger ausgeprägt als im Westen. 48 Prozent der Deutschen im Westen meinen, Deutschland sollte sich an einem solchen Militäreinsatz beteiligen. Im Osten des Landes hielten das nur 30 Prozent der Befragten für richtig.

Insgesamt ergibt sich in der Frage zu deutschem Militärbeistand jedoch kein klares Bild. Bundesweit sprachen sich 45 Prozent der Bevölkerung dafür aus, dass Deutschland seiner Nato-Verpflichtung in einem solchen Fall nachkommen sollte. 35 Prozent der Befragten meinten, man solle sich besser »heraushalten«. Jeder Fünfte war in der Frage unentschieden.

Geringeres Vertrauen in die USA, China als neue Bedrohung?

Deutliche Unterschiede gibt es auch in der Wahrnehmung des wohl wichtigsten westlichen Militärpartners. Im Osten hält demnach nur etwa jede oder jeder Vierte die USA für einen verlässlichen Bündnispartner (26 Prozent) – in den alten Bundesländern ist es dagegen jede oder jeder Zweite (50 Prozent).

Unter allen Befragten wird auch China zunehmend als Bedrohung empfunden. 60 Prozent nahmen das bevölkerungsreichste Land der Welt demnach als mit Abstand größte Bedrohung für den Frieden in der Welt wahr. 2021 waren es noch 46 Prozent der Teilnehmer gewesen.

Nordkorea wird dagegen nicht mehr so stark als Bedrohung wahrgenommen. 52 Prozent der Bevölkerung halten das Regime in Pjöngjang demnach für eine Gefahr für den globalen Frieden (vormals 58 Prozent). Für die Umfrage wurden im Januar dieses Jahres 1023 Personen persönlich befragt.

fek/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Playlist
Speichern Sie Audioinhalte in Ihrer Playlist, um sie später zu hören oder offline abzuspielen. Zusätzlich können Sie Ihre Playlist über alle Geräte mit der SPIEGEL-App synchronisieren, auf denen Sie mit Ihrem Konto angemeldet sind.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren