SPIEGEL-Umfrage zu Wunschkoalitionen Die Grünen sind immer dabei

CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet mit seiner grünen Konkurrentin Annalena Baerbock bei der Münchner Sicherheitskonferenz 2020
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Olaf Scholz, Annalena Baerbock, Armin Laschet – der Dreikampf um das Kanzleramt kann beginnen. Bei der Union lässt sich von einem Fehlstart sprechen. Nach Laschets Kür zum Kanzlerkandidaten rutschte sie in einer SPIEGEL-Umfrage ab, die Grünen mit ihrer Spitzenkandidatin Baerbock verbesserten sich deutlich und zogen an CDU/CSU vorbei.
Bis zur Wahl sind es noch Monate, gerechnet wird aber schon jetzt. Eine absolute Mehrheit ist für niemanden in Sicht. Umso spannender ist die Frage, wer ins Kanzleramt einzieht – und welche Regierungskoalition es geben wird.
Das Interessante ist, dass zumindest rechnerisch derzeit mehrere Koalitionen möglich sind, etwa ein Bündnis aus Union und Grünen. Gemeinsam kämen die Parteien auf etwa 53 Prozent der Stimmen. Für ein grün-rot-rotes Regierungsbündnis aus Grünen, SPD und Linken würde es nach aktuellem Stand knapp. Die SPD kommt der Civey-Umfrage zufolge nur auf 15 Prozent der Stimmen, die Linke liegt bei sechs Prozent – mit den Grünen würde das auch reichen.
Eine komfortable Mehrheit hätten ein Ampelbündnis von Grünen, SPD und FDP (derzeit bei 11 Prozent) sowie ein Jamaikabündnis von Union, Grünen und FDP. Klar ist damit nur eines: Nur die Grünen wären in jeder dieser Konstellationen vertreten. Doch auf welche Koalitionen hoffen die Bürgerinnen und Bürger?
Schwarz-Grün und Grün-Rot-Rot mit Abstand vorn
Laut einer repräsentativen Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Civey für den SPIEGEL wünscht sich deutlich mehr als die Hälfte der Befragten eine Regierungsbeteiligung der Grünen. 20 Prozent sprechen sich für Schwarz-Grün aus, ein grün-rot-rotes Bündnis favorisieren 19 Prozent. Für eine Jamaikakoalition können sich dagegen weniger Befragte erwärmen. Und eine Ampelkoalition wäre etwa so beliebt wie eine Fortsetzung der GroKo.
Zu beachten ist, dass die Befragten ihre Präferenz für Schwarz-Grün ausdrückten. Dies impliziert genau genommen eine Koalition unter Führung der Union. Zudem wurden in der Umfrage nicht alle theoretisch und rechnerisch möglichen Koalitionen abgefragt. So wurden etwa mögliche Koalitionen mit der AfD nicht berücksichtigt, weil alle anderen Parteien eine Zusammenarbeit mit den Rechtsaußen bislang ausgeschlossen haben. Auch Bündnisse von CDU und Linken standen nicht zur Auswahl.
Für Grünenanhänger ist Schwarz-Grün nicht erste Wahl
Die Grünen hätten »inhaltlich wenig zu bieten«, stichelte Laschet zuletzt. »Sie redet, ich handle«, sagte er etwa über Baerbock. Bei den Anhängern seiner Partei ist man ob der Regierungsfähigkeit der Grünen dagegen offenbar weniger skeptisch. Mehr als jeder oder jede Dritte hält Schwarz-Grün für die beste Option, ein Jamaikabündnis wünscht sich etwa jeder vierte Unionsanhänger.
Unter Grünen-Sympathisanten ist Schwarz-Grün dagegen nur zweite Wahl. 40 Prozent wünschen sich eine Regierung mit SPD und Linken als Juniorpartner. Weit weniger beliebt bei Anhängern der Grünen ist eine Koalition mit der Union. Nur 24 Prozent sind dafür, noch etwas geringer sind die Zustimmungswerte für ein Ampelbündnis.
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GroKo-Ablehnung bei jungen Menschen besonders hoch
Auffällig ist, dass die Sympathie für bestimmte Koalitionen stark zwischen unterschiedlichen Altersgruppen schwankt. Eine Fortsetzung der GroKo wird beispielsweise vor allem bei den über 65-Jährigen gewünscht. Aber mit 17 Prozent ist diese Option selbst in dieser Gruppe nicht erste Wahl.
Bei den 18- bis 29-Jährigen liegt dagegen ein grün-rot-rotes Bündnis vorn. Mehr als jeder oder jede Vierte in dieser Altersklasse wünscht sich damit auch die Linken in der Regierung, dann erst folgen Jamaika- und Ampelkoalition (jeweils etwa 16 Prozent). Für eine neue GroKo sind nur fünf Prozent der jungen Leute.