Umfragedebakel für Rösler
FDP-Wähler wollen Brüderle an der Parteispitze
Die FDP krebst im Umfragetief, ihr Chef Philipp Rösler wankt gewaltig - und nun noch das: Mehr als drei Viertel der liberalen Wähler würden lieber Rainer Brüderle an der Parteispitze sehen. Auch in der Gesamtbevölkerung kommt der Fraktionschef besser weg.
Berlin - Kurz nach Weihnachten hatte es Philipp Rösler noch einmal mit einem Positionspapier versucht. Doch seine Mini-Offensive zu Themen wie Mindestlohn und Privatisierung verpuffte. In den eigenen Reihen rumort es weiter, der Parteichef ist angezählt. Das belegen auch diese neuen Zahlen: 76 Prozent der FDP-Wähler halten nach einer Forsa-Umfrage im Auftrag des "Stern" Fraktionschef Rainer Brüderle für den besseren Parteivorsitzenden. Nur acht Prozent sehen das nicht so.
Vor dem traditionellen Dreikönigstreffen der FDP schwindet das Ansehen von Parteichef Rösler damit weiter. Unter den Bürgern insgesamt sind 38 Prozent der Ansicht, Brüderle wäre der bessere Parteichef. 28 Prozent glaubten nicht, dass Brüderle es besser machen würde. 34 Prozent hatten keine Meinung. Bundesweit lagen die Liberalen beim Wahltrend von "Stern" und RTL zuletzt bei vier Prozent.
Angesichts der ständigen Personaldebatten und katastrophaler Umfragewerte hoffen nun auch hochrangige FDP-Vertreter auf einen Befreiungsschlag beim Dreikönigstreffen. Um dem Negativtrend entgegenzuwirken, hat sich Vorstandsmitglied Frank Schäffler für eine radikale Neuausrichtung der Freidemokraten ausgesprochen.
Deren "Formschwäche" sei weniger personell als inhaltlich begründet, sagte der Bundestagsabgeordnete der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Die FDP müsse "Reden und Handeln besser in Einklang" bringen als in der Vergangenheit. "Die FDP muss die Partei der Selbstverantwortung in einer Landschaft voller Staatsparteien sein."
Der Staat müsse Freiheit, Recht und Eigentum schützen - viel mehr aber auch nicht. Dies sei eine liberale Kernposition und das Gegenteil der Ziele von rechten wie linken Parteien, die jeweils einen bevormundenden Staat wollten.
FDP muss "der Reformmotor für Deutschland" sein
Bayerns FDP-Fraktionschef Thomas Hacker hält dagegen vor allem ein besseres Erscheinungsbild der Bundesspitze seiner Partei für notwendig. Hier sehe er "noch Luft nach oben", sagte Hacker. Er mahnte: "Erfolgreich werden wir nur sein, wenn wir geschlossen auftreten."
Beim Dreikönigstreffen müssen die Liberalen nach Ansicht von Hacker zeigen, dass die FDP "der Reformmotor für Deutschland" sei und "unverzichtbar für die politische Landschaft" bleibe. In Bayern sei die FDP "der Garant dafür, dass es weder eine absolutistische Alleinherrschaft der CSU noch ein diffuses Bündnis aus SPD, Grünen und Freien Wählern geben wird".
Die FDP muss seit langem um den Verbleib im Bundestag bei der Wahl im kommenden Herbst bangen. Derzeit liegt sie deutlich unter der Fünfprozentmarke und würde somit einen Einzug in den Bundestag verpassen. Die Personaldebatte um den Vorsitzenden Philipp Rösler ist vor dem traditionellen FDP-Treffen am 6. Januar in Stuttgart neu entfacht.