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Umstrittener Party-Manager: Das System Schmidt

Foto: Sean Gallup/ Getty Images

Umstrittener Politikerfreund Schmidt Das System M@nfred

Dem Bundespräsidenten bereitet er Ärger - jetzt kommen auch pikante Details über Manfred Schmidts Bekanntschaft zu anderen Politikern ans Licht. Kurt Beck ließ sich von dem Party-Manager einen Flug im Privatjet bezahlen, Grünen-Chef Özdemir feierte mit ihm eine Fußballsause.

Berlin - Manfred Schmidt, 63, hat einen schönen Beruf. Der Eventmanager ist der heimliche Star der Glitzerwelt. Seit rund 30 Jahren tut er kaum etwas anderes, als edle Feten für die Prominenten dieses Landes zu schmeißen. Man entspannt und feiert, man kontaktet und speist. Die Rechnung? Zahlen meist große Sponsoren.

Mit der Zeit hat Schmidt sich so ein schillerndes Netzwerk geschaffen, das seinen Interessen dient, und wohl auch denen seiner Gäste. Besonders für einen seiner Freunde ist das zum Problem geworden: Christian Wulff. Weil Schmidt mit Wulffs Ex-Sprecher Olaf Glaeseker über Jahre ein undurchsichtiges Geflecht des Gebens und Nehmens geschaffen haben soll, ist der Party-Manager zur einer wichtigen Figur in der Affäre des Bundespräsidenten geworden. Jetzt könnte die Nähe zu Schmidt auch für andere Spitzenpolitiker unangenehme Nachfragen mit sich bringen. Schmidt hat über Jahre viele Kontakte aufgebaut, seinen interne Unterlagen werden derzeit von Fahndern ausgewertet. Womöglich könnten neue heikle Details ans Licht kommen.

Der "Stern" hat in seiner aktuellen Ausgabe dem System des Eventmanagers einen mehrseitigen Bericht gewidmet. Der Text basiert auf vertraulichen Unterlagen und E-Mails, die zeigen, wie Schmidt - der gern als M@nfred unterschreibt - Größen fast aller Parteien umgarnt haben soll. Pikant sind die Details über zwei aktive Politiker: Kurt Beck, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz. Und Cem Özdemir, Parteichef der Grünen.

Der Fall Beck geht so: Schmidt soll den damaligen SPD-Chef im Februar 2008 zum "Arcandor Media Get Together" nach Hamburg eingeflogen haben - und zwar auf dessen Wunsch. "Kurt Beck ist am 19.02.08 bis 17 Uhr in Berlin im Reichstag und würde dann gerne einen Privatjet nehmen", zitiert der "Stern" aus einer E-Mail, die ein Schmidt-Mitarbeiter am 30. Januar 2008 an den Chef schickte. Die Kosten des luxuriösen City-Hoppings: 3927 Euro. Die Rechnung beglich weder Beck, noch die Partei. Schmidt selbst soll eingesprungen sein.

Schmankerl auch für Özdemir

Ausgerechnet Kurt Beck, der stets seine angebliche Bodenständigkeit betont, nimmt für den kurzen Trip zwischen Hamburg und Berlin lieber den Jet als die Bahn und lässt sich das auch noch sponsern. Warum, so fragt man sich, gibt jemand so viel Geld aus, um Kurt Beck bei einem Fest dabei zu haben?

Becks Staatskanzlei bestätigt den Vorgang gegenüber SPIEGEL ONLINE. Aus terminlichen Gründen habe Beck damals ein Flugzeug nehmen müssen. Hätte er ein Auto oder den Zug genommen, wäre er womöglich nicht rechtzeitig zu der Veranstaltung gekommen, so die Erklärung. "Der Ministerpräsident ist über die Kosten des Fluges nicht informiert worden", sagte sein Sprecher.

Auch für Özdemir hatte Schmidt ein Schmankerl parat: ein Ticket für das Heimspiel des FC Barcelona am 17. August 2011. Gegner damals: Erzfeind Real Madrid. Die besten Kicker unter sich. Ein Fest für alle Fußballfans.

Und das kam so: Schmidt, Özdemir und dessen Ehefrau trafen sich am 23. Juni 2011 in Berlin zum Abendessen, so zumindest war es laut "Stern" in Schmidts Kalender eingetragen. Am gleichen Abend habe der Eventmanager eine E-Mail mit dem Betreff "Barcelona Tickets" erhalten. Inhalt: "Es gibt noch Karten für den 17-08-11. Leider keine Mittelklasse mehr. Nur Premium 1A für 615€ pro Person." Schmidt antwortete prompt: "4 x bitte! DANKE!!!!" Mitte August saßen Schmidt und Özdemir gemeinsam im Stadion.

Schön für Özdemir: Anfahrt und Logis übernahmen die Grünen. Denn - Zufall oder nicht - der Parteichef hatte genau an jenem Tag ein Treffen mit der katalanischen Schwesterpartei und ein Interview mit einer spanischen Zeitung anberaumt.

Roth ließ Schmidt abblitzen

Und wer trug die Kosten für das Ticket? Schmidt. Zumindest teilweise. "Für dieses Fußballspiel hatte Herr Schmidt Cem Özdemir das Ticket angeboten, wobei Cem Özdemir ausdrücklich darauf bestand, dieses Ticket selbst zu bezahlen", sagt sein Sprecher SPIEGEL ONLINE. "Entsprechend forderte Cem Özdemir Herrn Schmidt auch auf, ihm für das Ticket, auf dem der Preis nicht verzeichnet ist, eine Rechnung zu stellen." Den Rechnungsbetrag in Höhe von 119 Euro habe der Grünen-Chef nachweislich bezahlt. "Sollte sich nun erweisen, dass Herr Schmidt gegenüber Cem Özdemir nicht vereinbarungsgemäß den Preis des Tickets in Rechnung gestellt hat, wird Cem Özdemir selbstverständlich eine ausstehende Summe umgehend begleichen, das prüfen wir gerade."

Die Erklärung wirkt reichlich unbeholfen: Hat er wirklich nicht bemerkt, dass solche Karten zu 119 Euro ein ziemliches Schnäppchen gewesen wären? Kaum zu glauben, eigentlich. Özdemir steht bei der Vermengung zwischen Dienstlichem und Privatem seit 2002 unter verschärfter Beobachtung. Damals trat er als innenpolitischer Sprecher der Grünen zurück. Er musste einräumen, ein zinsgünstiges Darlehen vom PR-Berater Moritz Hunzinger angenommen, sowie dienstlich erworbene Bonusmeilen privat genutzt zu haben.

Auch blöd für den Spitzengrünen: Andere Parteifreunde ließen Schmidt laut "Stern" abblitzen. Özdemirs Kollegin Claudia Roth zum Beispiel. Hartnäckig soll Schmidt versucht haben, die grüne Co-Chefin zu einer Feier nach Hamburg einzuladen. Die Reise, das Hotel - alles würde bezahlt. Selbst die Büro-Klausur, die Roth als Grund für ihre Absage anführte, wollte Schmidt in die Hansestadt verlegen. Ohne Erfolg. Roth widerstand.

"Das grenzte schon an Stalking", erinnert sich die Grünen-Chefin.

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