Umstrittenes Goebbels-Zitat
Geißler wirft Kritikern Nazi-Hysterie vor
Heiner Geißler kann die Empörung über das von ihm verwendete Goebbels-Zitat vom "totalen Krieg" nicht verstehen - nun rechtfertigt sich der S-21-Schlichter in einem neuen Interview. Er habe bewusst zugespitzt, die Aufregung über seine Wortwahl sei künstlich und verrückt.
S21-Schlichter Geißler: "Man muss zuspitzen, damit man gehört wird"
Foto: Thomas Niedermueller/ Getty Images
Passau -
Heiner Geißler bleibt dabei: Der Stuttgart-21-Schlichter hat erneut die Verwendung eines Zitats von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels verteidigt. Den Vorwurf, er bewege sich in geistiger Nähe des Nazis, sei absurd. "Wenn ich in der Nähe von Goebbels bin, ist der 'Playboy' das Mitteilungsblatt des Vatikans", sagte Geißler der "Passauer Neuen Presse". Überhaupt hält Geißler offenbar nichts von allzu viel Sensibilität beim Thema Nazi-Vergangenheit: "Jedes Mal, wenn man etwas aus der Nazi-Zeit auch nur erwähnt, werden manche Leute nervös und verrückt."
NS-Propagandaminister Joseph Goebbels hatte im Februar 1943 im Berliner Sportpalast das deutsche Volk mit den Worten "Wollt ihr den totalen Krieg?" zum bedingungslosen Kampf gegen die alliierten Kriegsgegner aufgerufen.
Geißler sagte dem Bericht zufolge, er habe das Zitat bei der Präsentation des sogenannten Stresstests zum Bahnhofsprojekt
Stuttgart 21 am vergangenen Freitag "sehr sorgfältig gewählt". Er habe "absichtlich zugespitzt", um klarzumachen, dass eine friedliche Lösung in Stuttgart notwendig sei. "Man muss zuspitzen, damit man gehört wird", betonte der CDU-Politiker demnach. Geißler verwies überdies darauf, dass das umstrittene Zitat keineswegs von Goebbels stamme. "Der totale Krieg, den Begriff hat schon Winston Churchill verwendet", sagte Geißler laut einem Bericht der "Badischen Neuesten Nachrichten" vom Mittwoch.
Geißler hatte bei der Präsentation des sogenannten Stresstests zu Stuttgart 21 am vergangenen Freitag die Konfliktparteien nach mehrstündigen harschen Auseinandersetzungen mit dem umstrittenen Zitat zur Ordnung gerufen und später seinen Kompromissvorschlag auf den Tisch gelegt, der eine Kombi-Lösung aus einem verkleinerten Tiefbahnhof und dem bestehenden Kopfbahnhof vorsieht.