Umstrittenes Nazi-Denkmal Nordfriesische Gemeinde baut Göring-Glocke ab
Tümlauer-Koog - Der politische Streit über die mit einem Hakenkreuz versehene Glocke auf der schleswig-holsteinischen Halbinsel Eiderstedt ist vorerst beigelegt. Die Glocke sei entfernt und in Verwahrung genommen worden, sagte der Bürgermeister von Tümlauer-Koog, Christian Marwig, an diesem Freitag der Nachrichtenagentur dapd. Das sei auf einer Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend beschlossen worden.
Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) hatte in einem Brief an den Bürgermeister die Entfernung der Glocke und eine Änderung des Widmungstextes gefordert. Mit einem Informationsschild und der Glocke wurde bisher die Entstehung des Tümlauer Koogs erläutert, allerdings ohne Hinweis auf den Zusammenhang mit der Nazi-Herrschaft und deren Folgen. Die Glocke stand zudem direkt neben einer Gedenkstätte für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs.
Der Koog an der Nordseeküste war 1935 zunächst nach dem Nazi-Politiker Hermann Göring benannt und später in Tümlauer-Koog umbenannt worden. Görings Name findet sich auch auf der Glocke. Diese wurde einst zu Ehren der neugeborenen Kinder geläutet. Im Laufe der Zeit wurde sie porös, musste abgenommen werden und erhielt ihren Platz am Ehrenmal. Carstensen hielt das Gedenkstättenensemble für "nicht akzeptabel". Mit ihrer ausdrücklichen Widmung Görings sei die Glocke ein Symbol eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte.

Nazi-Glocke im Tümlauer-Koog: Hakenkreuze und Runen
Marwig weist jegliche Nähe zu Neonazi-Gedankengut von sich. "Wir wollen unsere Geschichte nicht verstecken. Deswegen haben die Gemeindevertreter beschlossen, die Glocke an dieser Stelle aufzubauen", hatte er dem "Flensburger Tageblatt" gesagt. Das Schild sei der Gemeinde zur Auflage gemacht und in dieser Form genehmigt worden.
Der Widmungstext beginnt mit dem Satz "Seit 1933 herrscht die NSDAP." Der Text stammt laut Bürgermeister Marwig von einem Regionalhistoriker. Der erste Satz sei unglücklicherweise nicht geändert worden. Es habe sich aber noch kein Besucher über die Gestaltung beschwert. "Und hier wählt auch niemand NPD."
Der Gemeinderat setzte am Donnerstagabend eine Arbeitsgruppe ein, die nun klären soll, wie und wo die Glocke neu aufgestellt werden soll. Auch sei Carstensen über den Abbau der Glocke bereits informiert worden, sagte Marwig.