Unteilbar-Demonstrationen
Tausende bilden "Band der Solidarität"
Mehrere Tausend Menschen haben in Berlin gegen Rassismus und für Solidarität demonstriert. Ihr Verhalten lobte die Polizei als "vorbildlich". In anderen deutschen Städten gab es ähnliche Kundgebungen.
Unter dem Motto #SoGehtSolidarisch haben Tausende Menschen in mehreren deutschen Städten lange Menschenketten geknüpft und so ein Zeichen gegen Rassismus und soziale Ungleichheit gesetzt. In Berlin sprachen die Veranstalter vom Bündnis "Unteilbar" von 20.000 Teilnehmern. Die Polizei kam bei einer Schätzung am Sonntagnachmittag dagegen auf etwa 8000 Menschen, gab aber an, dass danach noch weitere Menschen dazugekommen seien, und verwies auf die Zahlen des Versammlungsleiters.
Die Menschen trugen vielfach Mundschutz und bildeten mit Hygiene-Abstand ein neun Kilometer langes, farbenfrohes "Band der Solidarität", das vom Brandenburger Tor bis in den Stadtteil Neukölln reichte.
Trotz zum Teil strömenden Regens gingen auch in neun weiteren Städten Tausende Menschen auf die Straße. Kundgebungen gab es laut dem Bündnis in Leipzig, Hamburg, Freiburg, Chemnitz, Detmold, Plauen, Münster, Geislingen und Passau.
"Jetzt werden die Weichen gestellt", erklärte Anna Spangenberg vom Aktionsbündnis Unteilbar. "Wir sprechen mit, wenn darüber entschieden wird, wie die offene und solidarische Gesellschaft in Zukunft gestaltet wird." Mitstreiter Georg Wissmeier hob hervor, die Corona-Krise verschärfe bestehende Ungleichheiten. "Das werden wir nicht zulassen - Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und Klimagerechtigkeit gehören unteilbar zusammen", erklärte Wissmeier.
Polizeisprecher: "Hygienekonzept ist vollends aufgegangen"
Demonstranten in Leipzig
Foto: Tim Wagner/ imago images
In Leipzig gingen nach Polizeiangaben rund 1400 Menschen auf die Straße und bildeten 15 Minuten lang eine Menschenkette. Mit dabei waren unter anderem die Bundesvorsitzende der Linken, Katja Kipping und Sachsens Justizministerin Katja Meier von den Grünen. In Berlin beteiligten sich etwa Familienministerin Franziska Giffey (SPD) und SPD-Vize Kevin Kühnert.
Die Berliner Polizei zeigte sich mit der Umsetzung der Solidaritätsaktion sehr zufrieden. "Es war durchweg positiv, das Hygienekonzept ist vollends aufgegangen. Die Menschen haben ihre Mund-Nase-Bedeckung getragen und haben auf Abstände geachtet. Es war vorbildlich", sagte Pressesprecher Thilo Cablitz.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte vor den bundesweiten "Unteilbar"-Demonstrationen vor einer massenhaften Ansteckung mit dem Coronavirus gewarnt. "Die Abstände werden im Zweifel nicht eingehalten, da wird gerufen und skandiert auf engem Raum - das sind ideale Bedingungen für eine Verbreitung des Virus durch Superspreader", sagte er dem Berliner "Tagesspiegel". Das Ziel, ein Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung sowie für Klimaschutz und Gleichberechtigung zu setzen, teile er. Doch Berlin, wo die größte Demonstration erwartet wird, riskiere, "die erste Stadt in Deutschland mit großen Corona-Hotspots" zu werden.
Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) warnte im "Tagesspiegel": "Wir müssen uns weiter gegen Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung stark machen. Wir müssen am Wochenende und auch in den kommenden Wochen aber weiter rücksichtsvoll sein und aufeinander achtgeben." Man dürfe das Erreichte nicht verspielen.
feb/dpa/AFP
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.