Mit etwa 40.000 Teilnehmern haben die Veranstalter der Großkundgebung "Unteilbar" im Vorfeld gerechnet. Diese Zahl wurde jedoch deutlich übertroffen. Am späten Nachmittag sprachen die Veranstalter von mehr als 240.000 Teilnehmern. Nach einer erste Schätzung war gegen 14.30 zunächst die Rede von mehr als 150.000 Teilnehmern gewesen.
"Kein Finale, sondern ein Aufbruch in eine solidarische Gesellschaft", hieß es in dem Post. Zur Auftaktkundgebung hatten Teilnehmer Sätze wie "Sagt es laut, sagt es klar, wir sind alle unteilbar" vor der Bühne auf dem Alexanderplatz skandiert. Zu sehen waren etliche Transparente, auf denen für eine offene Gesellschaft geworben wurde. Die Polizei wollte zu den Teilnehmerzahlen keine Auskunft geben. Sie würden dies generell nicht tun, sagte ein Sprecher. Die Zahl 240.000 könne er nicht bestätigen, doch Teilnehmer im unteren sechsstelligen Bereich halte man durchaus für realistisch, sagt der Sprecher.
Bei "Unteilbar" handelt es sich um ein breites Bündnis aus Tausenden Vereinen, Verbänden und Organisationen. Dem Bündnis schlossen sich etliche kirchliche Organisationen, Wohlfahrtsverbände, Gewerkschaften und Parteien an. Unter anderem die SPD und Pro Asyl hatten zur Teilnahme an der Veranstaltung aufgerufen. Sie demonstrieren gegen die drohende Abschottung Europas, für die Integration von Flüchtlingen, für Bürgerrechte.
Auch Politiker und Prominente gehören zu den Unterstützern der Demonstration. Zuletzt hatte sich Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) zu der Veranstaltung geäußert. "Es ist ein großartiges Signal, dass so viele auf die Straße gehen und klare Haltung zeigen: Wir sind unteilbar", sagte Maas den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Deutschland lasse sich nicht spalten, "von rechten Populisten schon gar nicht".
Diskussionen im Vorfeld
Das Bündnis steht allerdings auch in der Kritik. So hatte Sahra Wagenknecht, Chefin der Links-Fraktion im Bundestag, öffentlich angekündigt, sie und ihre Sammlungsbewegung Aufstehen würden sich an den Protesten nicht beteiligen, obwohl die Linkspartei auf der Demonstration mit einem eigenen Block vertreten sein wird. Die Forderung "offene Grenzen für alle" würde Menschen ausschließen, die gegen offene Grenzen aber auch gegen Rassismus seien.
Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner und andere rügten Wagenknecht wegen ihrer Kritik. "Sahra Wagenknechts 'Aufstehen' hat sich in meinen Augen blamiert und diskreditiert", sagte Kellner dem Redaktions-Netzwerk Deutschland. Dass sich vor allem die AfD über Wagenknechts Kritik an der Demonstration freue, sage doch schon alles.
Die Berliner CDU unterstützt die Großdemonstration ausdrücklich nicht. Anmelder sei ein Anwalt der "Roten Hilfe", also einer Organisation, die "linksextremistische Verbrecher" unterstütze, sagte Generalsekretär Stefan Evers zum Auftakt eines CDU-Landesparteitags. "Wenn heute demokratische Politiker oder gar Minister Seite an Seite mit linksextremistischen Organisationen durch die Stadt ziehen, dann ist das entweder naiv oder politisch unverantwortlich."
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Unter dem Motto "Unteilbar - Solidarität statt Ausgrenzung" hat ein breites Bündnis von Verbänden, Gewerkschaften, kirchlichen Organisationen und Parteien zu der Kundgebung aufgerufen. Begonnen hat die Großkundgebung am Alexanderplatz.
"Sagt es laut, sagt es klar, wir sind alle unteilbar", skandierten die Teilnehmer vor der Bühne am Alexanderplatz. Auf Plakaten stand etwa: "Danke Frau Merkel für Anstand und Gerechtigkeit".
Mindestens 150.000 Teilnehmer waren den Veranstaltern zufolge bis zum frühen Nachmittag erschienen. Sie wollen gegen die drohende Abschottung Europas, für die Integration von Flüchtlingen, für Bürgerrechte demonstrieren.
Unter blauem Himmel setzte sich der Demonstrationszug am frühen Nachmittag in Bewegung. Am Abend wird unter anderem Herbert Grönemeyer auftreten
Auch auf dem Wasser sind die Teilnehmer der Großdemonstration unterwegs. Außenminister Heiko Maas nannte die Kundgebung im Vorfeld ein "großartiges Signal" gegen Spaltung.
Neben vielen prominenten Unterstützern gibt es auch Kritik an dem Bündnis. Die Berliner CDU unterstützt die Großdemonstration ausdrücklich nicht. Anmelder sei ein Anwalt der "Roten Hilfe", also einer Organisation, die "linksextremistische Verbrecher" unterstütze, sagte der Generalsekretär der Berliner CDU, Stefan Evers, zum Auftakt eines CDU-Landesparteitags.
Jonas und Lydia B. "Wir wollen ein Zeichen setzen. Wir hätten auch zu Hause bleiben und sagen können: Ne, Demo ist nichts für Kinder. Aber es gibt Sachen, die sind wichtiger. Die Welt, wie sie sich gerade entwickelt, ist nicht die Welt, in der wir unsere Kinder aufwachsen lassen möchten und deswegen versuchen wir jetzt was dagegen zu tun."
Tim B. "Mir geht es heute um Menschenrechte und Seenotrettung. Dass Menschen im Mittelmeer ertrinken, das kann ich nicht akzeptieren. Ich bin seit ein paar Monaten bei der Seebrücke dabei. Vorher war ich schon aktiv bei der SPD aber das hat mir nicht mehr ausgereicht. Deshalb bin ich jetzt hier."
Anne F. (links). "Ich bin hier, weil ich das Motto 'unteilbar' gut finde. Ich bin für Demokratie und gegen Rassismus und da muss man heute Gesicht zeigen, damit nicht andere ihre Gesichter in den Vordergrund drängen. Außerdem bin ich mit dem Berufsverband für Pflegeberufe hier, weil wir auch in der Pflege Ausgrenzung sehen, zum Beispiel von Hartz-IV-Empfängern."
Laura R. und Jonathan K. Laura R. und Jonathan K. arbeiten ehrenamtlich für eine NGO, die in Griechenland humanitäre Hilfe für Geflüchtete leistet. "Wir haben den Aufruf von 'unteilbar' unterschrieben, weil wir nicht länger zuschauen wollen, wie sich die Stimmung in Deutschland gegen Geflüchtete richtet."
Moritz B. und Juli R. Moritz B. und Juli R. wollen Feiern und Politik zusammenbringen: "Wir sind für das Wurzelfestival hier, ein Festival für Inklusion, für Akzeptanz und Toleranz. Ob beim Feiern oder in der Gesellschaft soll es egal sein, wo du herkommst, welche Nationalität, Hautfarbe oder Religion du hast. Es sollen einfach alle zusammen sein können wie sie sind."
Karsten G. und Willi S. "Uns reicht es mit dem ganzen Kram, den die Rechtsradikalen von sich geben. Dass man uns wieder an die Ehe für alle ran will, das lassen wir uns nicht bieten. Da braucht es solche Demonstrationen, wo wir zeigen, Mensch ist Mensch, ob schwul, lesbisch, trans oder katholisch."
Stefanie I. Stefanie I: "Vor einer Woche ist eine Demo von Rechts direkt an meiner Haustüre vorbeigezogen, da war ich schockiert. Und es hat mir Angst gemacht, um unsere Zukunft hier in Deutschland. Da habe ich gedacht, da muss ich aktiv werden."
Pedram T.: "Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal auf einer Demo war. Bis jetzt war ich immer einer der Stillen. Aber ich merke auch in meinem Arbeitsumfeld, dass die Hemmschwellen sinken. Ich bin mir sicher, dass sehr viele so denken wie ich, deshalb wollte ich für das, was ich denke auch mal gerade stehen."
Martina und Thomas M. "Die AfD versucht, die Gesellschaft zu spalten. Wenn wie kürzlich gegen Lehrer gehetzt wird, das sind Sachen die funktionieren sehr subtil. Und das wollen wir uns nicht bieten lassen, da muss man Präsenz zeigen, deshalb sind wir hier."
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