Uran-Munition
Erster deutscher Soldat mit "Balkan-Syndrom"?
In mehreren Nato-Armeen sind Leukämie-Fälle bei Soldaten aufgetreten, die auf dem Balkan stationiert waren. Die Bundesregierung betonte bisher, kein deutscher Soldat in Bosnien oder im Kosovo sei mit Uran-Munition verseucht worden. Angeblich gibt es nun doch einen ersten deutschen Fall.
Berlin - Die "Bild-Zeitung" meldet, es handele sich um einen ehemaligen Zeitsoldaten aus dem niedersächsischen Uelzen, der zwischen August und November 1997 als Unteroffizier im bosnischen Mostar bei einer Instandsetzungs-Einheit stationiert gewesen sei. Der heute 25-Jährige sei 1998 an Leukämie erkrankt. Die Zeitung zitierte den früheren Soldaten mit den Worten: "Ich war sehr traurig,
dass die Bundeswehr bekannt gab, dass es keinen deutschen
Soldaten gibt, der erkrankt ist. Denn sie wissen von mir."
Eine Stellungnahme des Verteidigungsministeriums zu dem
"Bild"-Bericht war am Freitagabend in Berlin nicht zu erhalten. Den Informationen der Zeitung zufolge wurde der 25-Jährige ein halbes Jahr lang in einem Oldenburger Krankenhaus behandelt und gilt heute als geheilt. Er sei am 31. März vorigen Jahres aus der Bundeswehr ausgeschieden.
Uran-Geschosse wurden von der Nato in Bosnien und im
Frühjahr 1999 im Kosovo gegen Panzer und Befestigungen
eingesetzt. Medienberichten zufolge wurden von der Nato 31.000
Geschosse mit abgereichertem Uran im Kosovo-Krieg eingesetzt.
Abgereichertes Uran hat ein hohes spezifisches Gewicht und wird
deswegen in den Spitzen von Raketen, Granaten und Kugeln
eingesetzt, um deren Durchschlagskraft insbesondere gegen
gepanzerte Ziele zu erhöhen. Beim Aufprall kann das Uran zu
einem radioaktiven Staub pulverisiert werden.
Italien fordert von der Nato Aufklärung über die Fälle von
sechs Soldaten, die nach ihrem Einsatz im ehemaligen Jugoslawien
in den 90er Jahren an Blutkrebs starben. In Belgien soll es fünf
und in Portugal einen ähnlichen Fall geben. In Frankreich sind
vier ehemalige Friedenssoldaten an Blutkrebs erkrankt. Die Nato-Friedenstruppe Sfor hat erklärt, die während des Bosnien-Kriegs
1994 und 1995 eingesetzte Uran-Munition berge nur ein zu
vernachlässigendes Risiko.
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