
So gesehen Versöhnt euch!


Deniz Yücel
Foto: Martin Schutt / dpaNach der knappen Nicht-Abwahl und dem anschließenden lautstarken Rücktritt des PEN-Präsidenten Deniz Yücel sucht der Interimsvorstand der deutschen Sektion nun nach einer allseits befriedenden personellen Neuaufstellung. Die Schriftstellervereinigung hatte sich von der Präsidentschaft des Journalisten Yücel im Oktober 2021 offenbar größere öffentliche Wahrnehmung versprochen, als dem deutschen PEN-Zentrum in den vorangegangenen Jahren zuteil geworden war – und diese schließlich auch bekommen. Wenn auch eher unschöner Art: Öffentlich gewordene Mails belegten die tiefen Gräben zwischen dem politisch-aktivistischen Lager um Yücel einerseits und den etablierten, aber wenig profilierten Traditionalisten auf der anderen Seite. Man warf sich gegenseitig Mobbing vor, am Ende schmiss der als konfliktfreudig bekannte Kurzzeitvorsitzende Yücel mit den Worten hin, er wolle »nicht Präsident dieser Bratwurstbude sein«.

Die da oben
Eine kleine Gruppe von Superreichen häuft immer größere Besitztümer an. Die wohlhabendsten 520.000 Menschen verfügen über mehr als ein Zehntel des globalen Vermögens. Und sie tun alles, um möglichst wenig abzugeben – während Menschen am Existenzminimum zunehmend leiden.
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Nun muss eine neue Führung her, welche die verfeindeten Lager versöhnen kann. Gesucht wird also eine Person, die sowohl, wie zuletzt Yücel, vernehmbar für die Meinungsfreiheit eintritt und keine Angst vor ruppigen Debatten hat – die aber andererseits auch von jenen akzeptiert wird, die den ihm widerstreitenden »Männerchor« bildeten, von dem die Interimspräsidentin Maxi Obexer im SPIEGEL-Interview sprach. Und tatsächlich gibt es sie bereits, diese eine Person, die allen Interessen gerecht wird. Es liegt auf der Hand: Präsident werden muss jetzt ein Mann, der wie kaum ein zweiter gleichzeitig für die Rechte der Minderheit eintritt und gleichzeitig hergebrachte bürgerliche Werte verkörpert. Wenn PEN eine Zukunft hat, dann nur mit Uwe Tellkamp.