Vertriebene Bayern will bundesweiten Gedenktag durchsetzen

Bundesinnenminister Friedrich: "Auf Bundesebene keine Mehrheit für einen solchen Erinnerungstag"
Foto: Andreas Gebert/ dpaAugsburg - Bayern beharrt auf einem bundesweiten Gedenktag für die nach dem Zweiten Weltkrieg Vertriebenen. Dass der Freistaat vom Jahr 2014 solch einen Erinnerungstag einführe, sei auch ein "Signal an den Bund", sagte die bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer am Samstag zu Beginn des 64. Sudetendeutschen Tages in Augsburg. Ihr Bundesland werde auch in Zukunft in ganz Deutschland für solch einen Gedenktag werben.
Haderthauers CSU-Parteifreund, Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, machte sich ebenfalls für den Gedenktag stark. Es sei für ihn nicht verständlich, aus Rücksicht auf die Außenpolitik auf solch einen Tag zu verzichten. "An die Wahrheit zu erinnern, ist außenpolitisch wichtig und richtig", betonte Friedrich. Der Politiker schränkte allerdings ein, dass es derzeit auf Bundesebene keine Mehrheit für einen solchen Erinnerungstag gebe.
Ehrung für tschechischen Filmemacher
Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer hatte am Mittwoch angekündigt, dass es künftig an jedem zweiten Sonntag im September einen Gedenktag für Vertriebene geben soll. "Bayern verdankt seinen Heimatvertriebenen und Spätaussiedlern viel", so hatte Seehofer die Initiative begründet. Auch Friedrich würdigte am Samstag die Leistung der Vertriebenen unter anderem in der Ehrenamtskultur Nachkriegsdeutschlands. Die Vertriebenen hätten sich nie nur darauf beschränkt, ihre Heimat in der Vergangenheit zu suchen. Sie aufzunehmen, sei daher "ein Akt der Klugheit" gewesen.
Am ersten Tag ihres traditionellen Pfingsttreffens zeichneten die Sudetendeutschen den tschechischen Filmemacher David Vondracek mit ihrem Menschenrechtspreis aus. In seinem Film "Töten auf Tschechisch" hatte der Dokumentarfilmer an das Massaker an Sudetendeutschen nach dem Krieg erinnert. Mit dem Film habe Vondracek "in der Tschechischen Republik eine ebenso emotionale wie überfällige Diskussion um die von Tschechen an Deutschen begangenen Vertreibungsverbrechen losgetreten", sagte der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Franz Pany.
Die Landsmannschaft hat nach eigenen Angaben rund 220.000 Mitglieder. Höhepunkt des Pfingsttreffens soll am Sonntag die Verleihung des Karls-Preises der Sudetendeutschen an Seehofer werden.