Vor dem G-8-Gipfel Tausende protestieren gegen Razzien

Nachdem die Polizei in Deutschland zahlreiche Razzien bei G-8-Gegnern durchgeführt hat, ist es in der Nacht vor allem in Berlin und Hamburg zu massiven Protesten gekommen. Die Polizeigewerkschaft GdP wies Kritik an den Einsätzen zurück - und warnt vor zunehmender Gewalt.

Berlin - Mehrere tausend Menschen haben in der Nacht in zahlreichen deutschen Städten gegen die bundesweiten Razzien bei G-8-Gegnern vom Nachmittag protestiert. Die größte Versammlung gab es in Berlin mit rund 3000 Demonstranten. Die angemeldete Eilversammlung im Stadtteil Kreuzberg wurde von einem Großaufgebot der Polizei begleitet, die mit 570 Beamten im Einsatz war.

Zu gewalttätigen Ausschreitungen kam es im Hamburger Schanzenviertel nach einem Protestmarsch von rund 2000 Gegnern des G-8-Gipfels im Juni in Heiligendamm. Mehrere hundert Aktivisten der linken Szene warfen am Abend Flaschen und Feuerwerksköper gegen Polizisten und errichteten Barrikaden. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein. Drei Beamte sowie eine Passantin wurden verletzt.

Die Gewerkschaft der Polizei GdP wies Kritik an den Aktionen gegen linksextreme Gruppierungen zurück. Ziel der Razzien sei nicht die Verhinderung von Demonstrationen beim G8-Gipfel gewesen, sagte GdP-Chef Konrad Freiberg im RBB-Inforadio. Vielmehr sei es die Aufgabe der Polizei, "sicherzustellen, dass dort demonstriert werden kann". Er fügte hinzu: "Aber was wir nicht dulden können, ist, dass dort Anschläge begangen werden."

Polizeigewerkschaft warnt vor Anschlägen

Freiberg sieht vor dem Gipfel eine deutlich erhöhte Gefahr von Anschlägen. Der Linksextremismus in Deutschland habe in den Wochen vor dem Gipfeltreffen "eine ganz neue Dimension" erreicht, sagte Freiberg der "Neuen Osnabrücker Zeitung" von heute. Die Aktivisten seien zunehmend bereit, Gewalttaten und auch Anschläge zu begehen.

Der Protestzug in Berlin fand unter dem Motto "Gegen G8 und Repressionen statt" und blieb nach Angaben einer Polizeisprecherin friedlich. Gegen 23 Uhr löste sich die Veranstaltung Polizeiangaben zufolge bis auf eine verbliebene kleine Gruppe weitgehend auf.

In Hamburg wurden insgesamt acht Personen wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs vorläufig festgenommen. An dem Einsatz waren 1000 Polizeibeamte aus Hamburg und Schleswig-Holstein beteiligt.

Zu kleineren Demonstrationen kam es in den Städten Köln mit 150 Teilnehmern, Leipzig (120), Göttingen (200), Hannover (100), Gießen (100), Marburg (150), Kiel (120) sowie in Rostock mit rund 80 und Mannheim mit 30 Teilnehmern. Alle Protestzüge blieben nach Polizeiangaben weitgehend friedlich.

Rund einen Monat vor dem Weltwirtschaftsgipfel waren die Sicherheitsbehörden massiv gegen die linksautonome Szene vorgegangen.

In sechs Bundesländern gab es Razzien wegen Terrorismus-Verdachts.

Davon waren Objekte in Berlin, Brandenburg, Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen betroffen. Hintergrund sind Ermittlungen der Bundesanwaltschaft gegen 18 bekannte sowie weitere Personen wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung und anderer Straftaten.

flo/ddp/dpa

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