Wahlanalyse AfD mobilisiert Enttäuschte - nicht Überzeugte

AfD-Anhänger jubeln in Rheinland-Pfalz
Foto: Roland Holschneider/ dpaDie gute Nachricht zuerst: Endlich ist bei einer Landtagswahl die Wahlbeteiligung wieder gestiegen. In Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt sind es zehn Prozentpunkte mehr als 2011, in Baden-Württemberg vier Prozentpunkte:
Profitieren kann vor allem die AfD. Beispiel: Sachsen-Anhalt, hier können die Rechtspopulisten nach Analysen von Infratest dimap für die ARD im Vergleich zur letzten Abstimmung mehr als 100.000 ehemalige Nichtwähler für sich gewinnen - mehr als alle anderen Parteien zusammen.
In Baden-Württemberg kann die AfD 209.000 Ex-Nichtwähler mobilisieren - hier schaffen es aber auch die Grünen, 129.000 Wahlverweigerer wieder an die Urnen zu bringen. In Rheinland-Pfalz votierten 80.000 ehemalige Nichtwähler für die AfD, aber auch SPD (54.000) und CDU (58.000) haben ehemalige Wahlverweigerer überzeugt.
AfD wählen aus Enttäuschung
Vor allem das heftig diskutierte Thema Flüchtlingspolitik mobilisiert die ehemaligen Nichtwähler. AfD-Wähler wollen mit ihrer Stimme vor allem eines: ihren Protest ausdrücken. Befragt nach ihrer Wahlentscheidung geben 64 Prozent an, ihre Stimme aus Enttäuschung über die anderen Parteien den Rechtspopulisten gegeben zu haben. Nur 27 Prozent sagen, von der AfD überzeugt zu sein. Bei den Wählern insgesamt ist das Verhältnis umgekehrt: 54 Prozent begründen ihre Wahlentscheidung mit der Überzeugung von der gewählten Partei, nur 38 Prozent mit der Enttäuschung über andere Parteien.
"Die AfD löst zwar keine Probleme, nennt die Dinge aber beim Namen" - das sagt mehr als jeder zweite AfD-Wähler. In Sachsen-Anhalt stimmen diesem Statement nach Umfragen von Infratest dimap für die ARD 64 Prozent zu, in Rheinland-Pfalz 90 Prozent und in Baden-Württemberg sogar 93 Prozent.

Afd-Anhänger feiern das Wahlergebnis in Magdeburg, Sachsen-Anhalt
Foto: Sean Gallup/ Getty ImagesDie Anhänger der rechtspopulistischen Partei geben in allen drei Bundesländern mit einem Anteil von 99 Prozent an, die AfD habe besser als andere Parteien verstanden, dass sich die Menschen nicht mehr sicher fühlten. Große Zustimmung findet auch die Aussage, dass es gut sei, dass die AfD den Zuzug von Ausländern stärker begrenzen wolle.
Die Wähler der AfD sagen in allen drei Bundesländern mit großer Mehrheit, sie hätten Sorge, dass der Einfluss des Islam zu stark werde und die Kriminalität in Deutschland steige.
Die Wegbleiber
Doch trotz steigender Wählerzahlen - rechnet man die Ergebnisse der Hochrechnungen auf alle Wahlberechtigten um, ist die Gruppe der Nichtwähler in allen Bundesländern immer noch die größte: