
Wahlurne für die bevorstehende Bundestagswahl: Der Teufel im Detail
Foto: DPAFünf Tage vor dem Wahltag sind nicht nur die Wahlkämpfer im Dauerstress. Auch hinter den Kulissen läuft die Maschinerie auf Hochtouren. Die Gemeinden haben Melderegister durchforstet, Benachrichtigungen für die knapp 62 Millionen Wahlberechtigten verschickt und Kitas, Schulen oder Altenheime für die rund 80.000 Wahllokale bestimmt.
Jetzt geht es noch einmal darum, alles zu kontrollieren und letzte Fehler zu korrigieren. "Wir sind voll im Plan", zeigt sich der Sprecher des Bundeswahlleiters, Klaus Pötzsch, gelassen. Für die Details seien die Wahlleiter der 299 Wahlkreise zuständig.
Doch wie immer, bei so umfangreichen Projekten, steckt der Teufel im Detail. Im Lahn-Dill-Kreis zum Beispiel rutschte ein Schreibfehler im Vornamen der Grünen-Direktkandidaten Dorothea Garotti auf den Wahlzettel, in Dreieich (Kreis Offenbach) enthielten die Wahlbenachrichtigungen falsche Adressen zu den Wahllokalen.
In Bielefeld landeten wiederum Stimmzettel aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis, die, so vermutet man, noch in der Druckmaschine gesteckt hatten. In der Lokalzeitung rief der örtliche Wahlleiter die Bürgerinnen und Bürger auf, nochmals besonders aufmerksam darauf zu achten, dass sie den richtigen Stimmzettel für die Bundestagswahl in der Hand halten. Die vom Wahlteam per Post versandten Briefwahlunterlagen seien aber nicht betroffen, da lediglich eine Teillieferung an das Bezirksamt Heepen fehlerhaft gewesen sei.
Etwas mehr Stress dürften die Organisatoren im Wahlkreis Hof-Wunsiedel haben. Dort mussten nämlich 195.000 Stimmzettel eingestampft werden, weil ein Feld in der Wahlliste ohne Namen geblieben war. Vielleicht hatte da ja einer den Wahlmüden eine Möglichkeit geben wollen, mit einem Kreuzchen auf dem Leerfeld ihren Protest gegen das politische Establishment kundzutun.
Ungleich peinlicher ist jedoch die Panne, die der Stadt Bochum passiert ist. Dort erhielten mehrere hundert Wahlberechtigte Stimmzettel vom Nachbarwahlkreis. Der Fehler, so mutmaßt Stadtsprecher Thomas Sprenger, ist wohl passiert, "weil jemand in die falsche Kiste gegriffen hat". Dumm nur, dass in den vertauschten Wahlkreisen (Bochum = 140 und Herne-Bochum = 141) prominente Kandidaten antreten. In Bochum sind es SPD-Fraktionsvize Axel Schäfer und Bundestagspräsident Norbert Lammert, in Herne Michelle Müntefering, die Frau des SPD-Urgesteins Franz Müntefering und die langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete Ingrid Fischbach. Die maulen natürlich vernehmlicher als ein Hinterbänkler, vor allem weil die Wahl knapp auszugehen droht.
Kopf-an-Kopf-Rennen in einzelnen Wahlkreisen sind gar nicht so selten. In Wuppertal zum Beispiel geht es regelmäßig um wenige hundert Stimmen. 1975 bei der Landtagswahl kam es sogar zu einem Patt, das einige SPD-Fahrensleute noch immer im Gedächtnis haben. 27.425 Stimmen heimste ihr Kandidat Uwe Herder damals ein - exakt genauso viele wie Manfred Sanden von der CDU. Am Ende entschied das Los, und Sanden zog in den Landtag ein.