SPD-Fraktionschef Franz Müntefering hat sich in die Diskussion über die Beibehaltung der Wehrpflicht eingeschaltet. Im Gegensatz zu Verteidigungsminister Peter Struck sieht er keinen Grund für eine schnelle Entscheidung.
Berlin - "Ich sehe nicht, dass
jetzt eine Entscheidung ansteht", sagte Müntefering der Nachrichtenagentur Reuters. Persönlich sei er für eine Beibehaltung
der Wehrpflicht: "Mein Herz hängt daran." In der Koalition sei aber
vereinbart, dieses Thema zum Ende der Wahlperiode anzugehen. Struck dagegen will eine Festlegung der
Fraktion auf die Beibehaltung der Wehrpflicht noch vor der
Sommerpause erreichen.
Struck will mit dieser Festlegung
dann Gespräche mit den Grünen führen, die eine Abschaffung der
Wehrpflicht fordern. Er möchte die Frage bis zum Jahresende
klären, früher als vereinbart, was die Grünen ablehnen. Im Koalitionsvertrag hatten sich SPD und Grüne auf eine
Klärung dieser Frage bis zum Ende der Legislaturperiode im Jahr
2006 verständigt. Der Verteidigungsminister argumentiert, die Bundeswehr brauche für die
laufende Reform Klarheit in dieser Frage. Neben der
grundsätzlichen Frage nach der Wehrpflicht ist auch eine weitere
Verkürzung des Wehrdienstes von jetzt neun Monaten im Gespräch.
Struck hatte sich in der vergangenen Woche erneut klar zur
Beibehaltung der Wehrpflicht bekannt und sich
zuversichtlich gezeigt, dass sich die Fraktion auf eine
gemeinsame Linie zum Erhalt der Wehrpflicht festlegen werde. Er
wisse, neben Müntefering sei auch Bundeskanzler Gerhard Schröder
(SPD) in dieser Frage seiner Meinung. Er hatte jedoch
eingeräumt, dass es in der Fraktion Wehrpflichtgegner gibt.
Die baden-württembergische SPD-Vorsitzende Ute Vogt
bezifferte die Zahl der Gegner auf rund ein Viertel der
SPD-Bundestagsfraktion. Sie sagte der "Berliner Zeitung", sie wolle eine Behandlung des Themas beim SPD-Parteitag
im November erreichen. Wie Vogt sprach sich auch der SPD-Chef
von Thüringen, Christoph Matschie, gegen die Wehrpflicht aus.
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