
25 Jahre Deutsche Einheit Kinder, Autos, Religion - der Ost-West-Vergleich



- • Studie zu Ost und West: Wenige Frauen, viel Schnaps
- • Deutscher Rekord: 218.000 Katholiken treten aus der Kirche aus
Erinnern Sie sich noch an Helmut Kohls Versprechen von den "blühenden Landschaften"? 25 Jahre ist es her, dass der damalige Kanzler eine glorreiche Zukunft der neuen Bundesländer im vereinigten Deutschland beschwor. Doch was hat sich getan seit 1990? Wie haben sich Lebensverhältnisse und politische Überzeugungen in Ost und West gewandelt?
Das Berlin Institut für Bevölkerung und Entwicklung, das sich auf die Erforschung des demografischen Wandels spezialisiert hat, ist diesen Fragen nachgegangen. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie, über die der SPIEGEL in seiner aktuellen Ausgabe bereits berichtet hat, im Überblick (die zentralen Grafiken können Sie hier sehen):
Zur Entstehung der Studie: Die Autoren berufen sich auf Dutzende Quellen und Einzelstudien, die hier (ab Seite 62) aufgelistet sind. Unterstützt hat das Forschungsprojekt der GfK Verein, eine Non-Profit-Organisation zur Förderung der Marktforschung.
Zusammengefasst: Auch 25 Jahre nach der Wiedervereinigung gibt es große Unterschiede zwischen alten und neuen Bundesländern - vor allem bei der Verteilung des Wohlstands, dem Anteil an Migranten und dem Alkoholkonsum. Politisch gibt es jedoch eine langsame Annäherung: Die in der Nachfolge der SED stehende Linkspartei sitzt inzwischen auch in westdeutschen Landtagen.
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Glückstrunkene Berliner im November 1989 auf der Mauer am Brandenburger Tor: Was ist vom Wende-Jubel geblieben? Die folgenden Grafiken geben einen Überblick über zentrale Ergebnisse der Studie "So geht Einheit - Wie weit das einst geteilte Deutschland zusammengewachsen ist" des Berlin Instituts für Bevölkerung und Entwicklung.
Der Westen boomt, der Osten schrumpft: Zwischen 1991 und 2013 haben die fünf neuen Bundesländer mehr als zwei Millionen Einwohner verloren, in den alten Ländern kamen im selben Zeitraum 2,5 Millionen Menschen hinzu. Das liegt unter anderem an den niedrigen Geburtenzahlen in den Neunzigern und der Landflucht im Osten.
Geburtenloch nach 1990: In der ehemaligen DDR sank die Fertilitätsrate nach der Wende auf 0,8 Kinder pro Frau ab - bedingt durch die Angst vor den gesellschaftlichen Umbrüchen. Seit 1994 steigt die Geburtenquote in den neuen Ländern wieder, inzwischen hat der Osten den Westen überholt.
Luxuskarossen im Westen: An der Verteilung teurer Automarken zeigt sich die geografisch ungleiche Verteilung des Vermögens in Deutschland: Nur sechs der 500 reichsten Deutschen leben in den neuen Bundesländern. Entsprechend beliebt sind etwa BMW-Modelle in den alten Ländern.
Immer mehr Alleinstehende: Die Zahl der Single-Haushalte hat in ganz Deutschland drastisch zugenommen - vor allem in den neuen Ländern. Verantwortlich dafür ist unter anderem der Männerüberschuss im Osten.
Der Osten atmet auf: Bis 1990 war die DDR für etliche Umweltsünden verantwortlich, seit dem Mauerfall ändert sich das jedoch. Immer mehr Menschen zwischen Rostock und Chemnitz sind seitdem zufriedener mit dem Naturschutz und ihrer Lebensqualität.
Religion auf dem Rückzug: Die DDR förderte den Atheismus, entsprechend wenige Ostdeutsche bekennen sich zu einem Glauben. Mehr als drei Viertel der Bevölkerung sind weder katholisch, evangelisch, jüdisch oder muslimisch. Die alten Bundesländer nähern sich diesem Trend langsam an.
Tödlicher Rausch: Relativ betrachtet sterben in den ostdeutschen Bundesländern besonders viele Menschen an den Folgen von Alkoholmissbrauch.
Linksrutsch in Deutschland: Die SED-Diktatur endete zwar vor 25 jahren, doch die Nachfolgepartei der Sozialistischen Einheitspartei feiert inzwischen auch in den alten Bundesländern Erfolge bei Wahlen.
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