"Wilhelminische Großspurigkeit" Altkanzler Schmidt schmäht Merkel

Altkanzler Schmidt: "Das kann nicht funktionieren"
Foto: SPIEGEL ONLINEBerlin - Die Eminenz teilt aus. In einem Interview des Magazins "Cicero" hat Altkanzler (SPD) sich entsetzt über den Umgang der deutschen Regierung mit Frankreich gezeigt und darüber hinaus Kritik an Angela Merkel geübt. Seine Entrüstung verpackte der SPD-Politiker in scharfe Worte und griff dabei zu einem historischen Vergleich. Die Bundesregierung habe einen "Hang zur wilhelminischen Großspurigkeit". Die Art und Weise, wie sie in den vergangenen Monaten mit den Franzosen umgegangen sei, bezeichnete Schmidt als "töricht".
Das Verhältnis zwischen Frankreichs Präsident und Bundeskanzlerin (CDU) war wochenlang zerrüttet - jüngst lud die Kanzlerin Sarkozy kurzfristig wieder aus, ein Treffen in Berlin wurde verschoben. In wesentlichen wirtschafts- und währungspolitischen Fragen vertraten Berlin und Paris unterschiedliche Auffassungen.
Den Versuch von Bundeskanzlerin Merkel, mit dem Verbot von sogenannten Leerverkäufen auf dem Finanzmarkt das globale Spekulationsgeschäft einzudämmen, hält Schmidt für eine Politik "zum Schieflachen", da die Geschäfte dann außerhalb Deutschlands getätigt würden. "Ich hoffe, dass sie weiß, dass es Unfug und wirkungslos ist", sagte Schmidt.
Erweiterung der Europäischen Union
Scharfe Kritik übte Schmidt auch an der auf 27 Mitgliedstaaten. "Es ist so klar wie dicke Tinte, dass dies nicht funktionieren kann." Die in Brüssel sei mit 27 Kommissaren "ein Aberwitz". Jeder Kommissar habe noch tausend Leute unter sich. Das sei "absoluter Unfug" sagte der Altkanzler.