Wolfgang Clements Karriere in Bildern Ein Mann, eine Agenda

Wolfgang Clement ist tot. Als Bundeswirtschaftsminister war Clement in den Nullerjahren einer der führenden Politiker in Gerhard Schröders rot-grünem Kabinett. Ursprünglich arbeitete er als Journalist, war unter anderem Stellvertretender Chefredakteur bei der "Westfälischen Rundschau" und Chefredakteur der "Hamburger Morgenpost".

Anschließend wurde Clement Vorstandssprecher der SPD. Der damalige nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau (l., SPD) holte ihn 1989 als Staatssekretär in seine Landesregierung. 1998 wurde Clement selbst Ministerpräsident.

Clement verfolgte große Pläne, wollte NRW zum "Bundesland Nr. 1" machen. Er rief die Medienindustrie zum Motor des Strukturwandels aus - mit mäßigem Erfolg. Zum Sinnbild wurde ein Oberhausener Trickfilmstudio, in das 50 Millionen Euro Fördergelder flossen und das am Ende 20 Leute beschäftigte. "Viele Baustellen und kein Richtfest", spottete der ebenfalls aus NRW stammende CDU-Politiker Friedrich Merz, mit dem sich Clement im Übrigen gut verstand.

Vier Jahre später kam der Ruf aus Berlin: SPD-Kanzler Gerhard Schröder (r.) inthronisierte Clement als Superminister mit zusammengelegtem Wirtschafts- und Arbeitsministerium, um die Arbeitsmarktreformen Hartz I bis Hartz IV umzusetzen.

Die Reformagenda 2010, die er wesentlich mit umsetzte, gilt heute als seine herausragende politische Leistung - sie bescherte der deutschen Wirtschaft Boomjahre. Zeitweise wurde er als Nachfolger Schröders gehandelt, doch gleichzeitig verlor er den Rückhalt seiner Partei, weil er sie mit den Einschnitten im Sozialbereich um einen Teil ihrer Stammwählerschaft brachte.

2008 trat Clement aus der SPD aus, zuletzt unterstützte er die FDP. Deren Bundesvorsitzender Christian Lindner (r.) erklärte, "die FDP trauert um Wolfgang Clement". Dieser habe sich Zeit seines Lebens für sozialen Aufstieg, Arbeit und Wachstum eingesetzt.

Clement wurde von Peer Steinbrück, seinem Nachfolger als NRW-Ministerpräsident, einmal als Mann mit "sensationell geringem Schlafbedarf" bezeichnet. Berüchtigt war Clement außerdem für eine besondere Fähigkeit. Er gab an, er könne zwölf Glas Bier schneller trinken als andere zwölf Korn. Sein Geheimnis: "Man muss nur das Zäpfchen zurückklappen!"

Wolfgang Clement mit seiner Ehefrau Karin und Enkelin Amelie im Europapark. 1966 heiratete er seine Frau, sie bekamen fünf Töchter und später 13 Enkelkinder. Die gesamte Großfamilie machte regelmäßig Urlaub in der Toskana. Clement plante inmitten der Coronakrise das nächste große Familientreffen für das kommende Jahr. Nun ist er im Alter von 80 Jahren im Kreise der Familie gestorben.