De Maizière zu Würzburg-Anschlag
Keine Hinweise auf eine Anordnung des IS
Bei dem Attentäter von Würzburg handelt es sich nach Angaben von Bundesinnenminister Thomas de Maizière um einen Einzeltäter. Er habe sich von der Propaganda des IS angestachelt gefühlt.
Reste eines Absperrbandes bei Würzburg-Heidingsfeld
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/ dpa
Zwei der Opfer schweben noch in Lebensgefahr - und noch sind die Hintergründe des schweren Angriffs in einem Zug in Franken unklar. Nach Einschätzung von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) handelt es sich bei dem Attentäter von Würzburg um einen Einzeltäter, der sich durch die Propaganda der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) "angestachelt gefühlt hat". Das Bekennervideo enthalte keine Hinweise auf eine Anordnung des IS, sagte de Maizière in Berlin.
Der Täter wurde von Polizisten erschossen, als er die alarmierten Beamte angriff. Nach eigenen Angaben war der junge Mann Afghane. Nach Einschätzung von de Maizière gibt es auch keinen Anlass, daran zu zweifeln. Gegen die Annahme, dass es sich um einen Pakistaner handele, spreche der Hinweis, dass möglicherweise ein auslösendes Motiv für den Angriff der Tod eines Freundes in Afghanistan gewesen sein solle.
Innenminister Thomas de Maizière
Foto: Markus Schreiber/ AP
"Es ist vielleicht auch ein Fall, der im Grenzgebiet zwischen Amoklauf und Terror liegt", sagte de Maizière. Er sprach von einem "brutalen Akt wahlloser Gewalt".
"Die Hintergründe der Tat müssen weiterhin aufgeklärt werden", sagte der Minister. Er sprach sich für mehr Videoüberwachung, mehr Polizei und besseren Schutz der Polizeibeamten aus. Er betonte, der Staat tue alles, um Anschläge zu verhindern. "Aber eine Garantie gibt es trotzdem leider nicht."
Unabhängig vom Flüchtlingszuzug nach Deutschland schätzt er die Terrorgefahr weiterhin hoch ein. Es gebe aber auch "Hinweise auf Bezüge zum internationalen Terrorismus" unter den Flüchtlingen, sagte der CDU-Politiker. In den allermeisten Fällen hätten sich diese als falsch dargestellt. Es gebe aber Hinweise, die auch noch überprüft werden. "Deswegen kann man nicht sagen, es gibt zwischen Flüchtlingen und Terrorismus keinen Zusammenhang", sagte de Maizière.
Auch die europäische Polizeibehörde Europol warnt vor weiteren terroristischen Attacken in Europa. Anschläge von Einzeltätern wie in Nizza und Würzburg seien eine "bevorzugte Taktik" des IS sowie auch von al-Qaida, heißt es in einer Europol-Analyse. "Beide Bewegungen haben mehrfach Muslime in westlichen Ländern aufgerufen, individuelle Anschläge in ihrem Wohnland zu verüben."