Wulff-Nachfolge Linke uneins über Gauck-Herausforderer
Berlin - Die Linke hat die Entscheidung über ihren Kandidaten für das Bundespräsidentenamt am Donnerstag überraschend vertagt. Eine Runde der Parteispitzen konnte sich nach mehrstündiger Diskussion in Berlin nicht einigen.
Eine endgültige Entscheidung, wer nominiert wird, werde die Parteispitze am Montag treffen, sagte die Parteivorsitzende Gesine Lötzsch. Neben der Nazi-Jägerin Beate Klarsfeld, die bereits als wahrscheinliche Kandidatin galt, sind noch zwei weitere Kandidaten im Rennen: der Kölner Politologe Christoph Butterwegge und die Bundestagsabgeordnete Luc Jochimsen.
Am Wochenende würden mit Butterwegge und Klarsfeld persönliche Gespräche geführt, nachdem bisher nur telefonische Kontakte möglich gewesen seien, sagte Lötzsch. Die endgültige Entscheidung solle dann am Montag bei einer Sitzung des geschäftsführenden Parteivorstands fallen.
Die Linke war von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) von der Suche nach einem Konsens-Kandidaten ausgeschlossen worden. Ein Verzicht auf eine eigene Kandidatur kommt nicht mehr in Frage. Lötzschs Co-Vorsitzender Klaus Ernst sprach von einer "komfortablen Situation" und einer Reihe von guten Kandidaten. Die Linke stellt etwa zehn Prozent der Wahlleute in der Bundesversammlung. Ernst verwies auf die großen Bedenken der Linken gegen den von Union, FDP, SPD und Grünen nominierten Theologen Joachim Gauck.
Klarsfeld war von Lötzsch bereits am Sonntag ins Gespräch gebracht worden. Die heute 73-Jährige wurde über die Grenzen Deutschlands bekannt, als sie den damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger 1968 ohrfeigte. Die Journalistin wollte damit auf die Nazi-Vergangenheit des Kanzlers hinweisen. Zeit ihres Lebens engagierte sich Klarsfeld dafür, die nationalsozialistische Vergangenheit westdeutscher Politiker aufzudecken.
Butterwegge wurde erst am Donnerstag öffentlich genannt. Für den 61-jährigen Hartz-IV-Kritiker wurde ins Feld geführt, dass er die politischen Positionen der Linken besser vertreten könne. Jochimsen war bereits 2010 Präsidentschaftskandidatin der Linken. Sie hatte am Mittwoch den Vorschlag gemacht, die Bundesversammlung aus Protest gegen den Ausschluss von der Suche nach einem Konsens-Kandidaten zu boykottieren.