Korruptionsprozess Wulff zeigt sich zum Schluss versöhnlich

Ex-Bundespräsident Wulff rechnet mit einem Freispruch in seinem Korruptionsprozess. In seinem letzten Wort als Angeklagter betonte er erneut, dass sich die Anschuldigungen auf falsche Vermutungen stützten. Kurz zuvor hatte ihn die Staatsanwaltschaft noch mal scharf angegriffen.
Ex-Bundespräsident Wulff: "Kein Heimspiel"

Ex-Bundespräsident Wulff: "Kein Heimspiel"

Foto: Julian Stratenschulte/ dpa

Hannover - Ex-Bundespräsident Christian Wulff hat sich zum Abschluss seines Korruptionsprozesses versöhnlich gezeigt. "Ich hoffe, dass sich die Wogen glätten auf beiden Seiten, mit dem Urteil, das wir erwarten können", sagte er am Donnerstag im Landgericht Hannover nach den Plädoyers in einem knappen Schlusswort. "Die letzten zwei Jahre waren für mich kein Spiel, ich habe sie auch nicht als Heimspiel empfunden." Die gesamte Anklage gegen ihn habe sich auf falsche Vermutungen gestützt. Das Urteil im Prozess wird am kommenden Donnerstag gesprochen, kündigte der Richter an.

Zuvor hatten Wulffs Verteidiger einen Freispruch für ihren Mandanten gefordert. Auch der Anwalt des wegen Vorteilsgewährung mitangeklagten Filmmanagers David Groenewold plädierte auf Freispruch. Sie verbanden das mit massiver Kritik an der Staatsanwaltschaft.

Die Staatsanwälte wiederum hatten zuvor in ihrem Plädoyer auf einen Strafantrag verzichtet und stattdessen verlangt, dass das Gericht wieder in die Beweisaufnahme eintritt. Es wird jedoch damit gerechnet, dass die Zweite Große Strafkammer sich dagegen ausspricht.

Groenewold war im September 2008, als Wulff noch Ministerpräsident in Niedersachsen war, für Kosten einer privaten München-Reise des Ehepaares Wulff aufgekommen. Der Ministerpräsident setzte sich später in einem Schreiben an den Siemens-Konzern für ein Filmprojekt Groenewolds ein.

Staatsanwalt attackiert Wulff erneut

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass beide Vorgänge im direkten Zusammenhang stehen und Wulff den Brief an Siemens im Rahmen einer mit dem Filmmanager getroffenen "Unrechtsvereinbarung" verfasst habe. In seinem Plädoyer griff der Staatsanwalt den Altbundespräsidenten scharf an: "Ich konnte mir nicht vorstellen, wie leichtfertig Sie selbst Unzutreffendes verbreiten", sagte Eimterbäumer. Er fügte hinzu: "Ich habe die Ermittlungen ergebnisoffen, transparent und fair geführt." Wulff habe eine verzerrte Wahrnehmung.

Laut Verteidigung wusste Wulff aber gar nichts davon, dass Groenewold den München-Besuch teilweise finanziert hatte. "Wenn die eine Seite nicht weiß, was die andere Seite tut, scheiden Korruptionsvorwürfe aus," sagte Verteidiger Michael Nagel in seinem Plädoyer.

ler/dpa/AFP
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