Wulff und Filmfinanzierer Groenewold Treffen in der Staatskanzlei

Die Staatsanwaltschaft interessiert sich für die Beziehungen zwischen Christian Wulff und David Groenewold. Nach SPIEGEL-Informationen buhlte der Filmfinanzierer bei Regierungsvertretern in Niedersachsen mehrfach um Steuervergünstigungen. An einem Treffen nahm Wulff persönlich teil.
David Groenewold (Archiv): Drei Treffen mit Vertretern der Regierungszentrale in Hannover

David Groenewold (Archiv): Drei Treffen mit Vertretern der Regierungszentrale in Hannover

Foto: dapd

Berlin - Der Staatsanwaltschaft Hannover liegen nach SPIEGEL-Informationen neue Details zu den Verbindungen zwischen dem zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff und David Groenewold vor. Demnach kam es schon ab dem Jahr 2005 zu mehreren Treffen zwischen dem Medienkaufmann und hochrangigen Vertretern der niedersächsischen Regierungszentrale.

Groenewold sondierte in der Staatskanzlei des damaligen Ministerpräsidenten Wulff, ob seine Medienfonds in Niedersachsen steuerlich günstiger gestellt werden könnten. Der Leiter des Medienreferats im Wulff-Stab verwies jedoch auf die Zuständigkeit des niedersächsischen Finanzministeriums.

Kurz darauf, im Januar 2006, fuhr Groenewold noch einmal in die Staatskanzlei zu einem Treffen auf Abteilungsleiterebene. Dort forderte er erneut eine steuerliche Sonderbehandlung in Niedersachsen. "Hätte ich gewusst, um was es geht, hätte ich das Gespräch abgelehnt", berichtet ein Teilnehmer der Runde.

Ende des Jahres 2006 gab es laut einem Kalendereintrag wieder ein dienstliches Treffen. Diesmal nahm Wulff sogar persönlich teil. Außerdem war auch der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Berliner Volksbank, Karl Kauermann, bei dem Gespräch dabei. Über dieses Geldinstitut hatte Groenewold Zahlungen für seinen "Zweiten Medienfonds German Filmproductions GFP" abgewickelt, ein Beiratsmitglied der Bank ist Aufsichtsratsvorsitzender von Groenewolds Firma Odeon-Film.

Wenige Wochen später wurde Groenewold eine Bürgschaft über vier Millionen Euro vom Land Niedersachsen garantiert, für die sich nun die Staatsanwaltschaft interessiert.

Wulff und Groenewold behaupten, dass es bei dem Treffen weder um Medienfonds noch um Filmförderung gegangen sei, sondern um einen "allgemeinen Gedankenaustausch".

Wulff droht auch in einer anderen Affäre juristischer Ärger. In dem Verfahren gegen seinen ehemaligen Sprecher Olaf Glaeseker könnte auch der Ex-Bundespräsident zum Beschuldigten werden. Die Staatsanwaltschaft geht der Frage nach, ob der Event-Manager Manfred Schmidt den Wulff-Vertrauten mit Gratisurlauben bestochen haben könnte.

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