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Zapfenstreich für Köhler: Blues zum Abschied

Foto: Wolfgang Kumm/ dpa

Zapfenstreich für Bundespräsidenten Köhler mit militärischen Ehren verabschiedet

"St. Louis Blues" zum Auszug aus Schloss Bellevue: Bundespräsident Horst Köhler ist mit dem Großen Zapfenstreich aus seinem Amt verabschiedet worden. Bei der Zeremonie mit 200 Ehrengästen zeigte sich Köhler bewegt - verteidigte seine Entscheidung zum Rücktritt aber noch einmal.

Horst Köhler

Berlin - Rund zwei Wochen nach seinem überraschenden Rücktritt als Bundespräsident ist am Dienstagabend mit dem Großen Zapfenstreich der Bundeswehr aus dem Amt entlassen worden.

Angela Merkel

Guido Westerwelle

Norbert Lammert

An der Zeremonie im Park des Berliner Schloss Bellevue nahmen auch Bundeskanzlerin (CDU) und Außenminister (FDP), Bundestagspräsident (CDU) , Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sowie Bundesratspräsident Jens Böhrnsen (SPD) teil, der derzeit als Staatsoberhaupt fungiert. Der Große Zapfenstreich ist die höchste Form militärischer Ehrerweisung deutscher Soldaten.

Vor den 200 geladenen Gästen zeigte sich Köhler sichtlich bewegt, rechtfertigte seine Entscheidung aber noch einmal: "Zu den Gründen meines Rücktritts habe ich mich bereits geäußert. Dem ist von mir nichts hinzuzufügen. Ich habe die Entscheidung getroffen, die ich für richtig hielt und weiterhin für richtig halte."

Der versammelten Prominenz gab er noch mit auf den Weg: "Respekt und Wahrhaftigkeit sollten in der Politik unseres Landes einen festen Platz behalten." Wie beim Rücktritt einen halben Monat zuvor schloss er mit den Worten: "Es war mir eine Ehre, Deutschland zu dienen."

Böhrnsen würdigte die Verdienste seines Vorgängers. Dieser habe dem Amt des Bundespräsidenten seinen "ganz unverwechselbaren Stempel" aufgedrückt, habe offen sein wollen und "notfalls unbequem". "Sie haben wichtige Fragen gestellt, und haben in Frage gestellt, was fragwürdig war. Die Bürgerinnen und Bürger waren Ihnen dankbar dafür", so Böhrnsen zu Köhler.

Als es draußen dunkel wurde, kurz vor 22 Uhr, begann im Garten der eigentliche Abschied. Für den Großen Zapfenstreich hatte sich Köhler drei Stücke ausgesucht: zwei Märsche und den "St. Louis Blues", einen Jazz-Klassiker.

Am Morgen hatte sich der Ex-Präsident bei den Mitarbeitern für die "wunderbare Unterstützung" bedankt, die ihm in sechs Jahren zuteil geworden sei. Anschließend gab es noch ein Gruppenfoto. Den Mitarbeitern, deren Arbeitsverträge an ihn persönlich gebunden waren, sagte Köhler, er hoffe für alle auf eine "gute Lösung". Zudem bekam jeder noch ein Bild des ehemaligen Chefs, auf dem der eigene Name eingraviert ist.

Köhler bezieht seinen Sold weiter

Um die eigene Zukunft muss sich der neunte Bundespräsident keine großen Sorgen machen. Köhler bekommt das gleiche Gehalt wie bisher, derzeit 199.000 Euro pro Jahr als "Ehrensold". Zudem hat er das Recht auf ein eigenes Büro, Dienstwagen, Büroleiter und eine persönliche Sekretärin. Seine Dienstvilla muss er allerdings räumen. Die Köhlers haben aber noch eine Privatwohnung in Charlottenburg.

einen neuen Bundespräsidenten wählen.

Der 67-Jährige hatte das höchste Staatsamt am 31. Mai nach sechs Jahren mit sofortiger Wirkung aufgegeben. Offizieller Hintergrund war die harsche Kritik an seinen missverständlichen Formulierungen zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr. Am 30. Juni wird die Bundesversammlung in Berlin

Als Nachfolge-Kandidaten stehen der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) als Kandidat von Schwarz-Gelb, der ehemalige DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck für Rot-Grün sowie die von der Linkspartei ins Rennen geschickte frühere Journalistin Luc Jochimsen zur Wahl.

Laut ARD-Deutschlandtrend würden sich aktuell 43 Prozent der Bundesbürger für Gauck entscheiden und 37 Prozent für Wulff. Nur zwei Prozent bekäme die Linken-Kandidatin Jochimsen. Für die Umfrage im Auftrag der ARD-"Tagesthemen" befragte das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap am Montag und Dienstag 1000 Wahlberechtigte.

jok/dpa/ddp/AFP
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