Zentralrat der Juden
Graumann will Knobloch-Nachfolger werden
Beim Zentralrat der Juden in Deutschland steht ein Generationswechsel an. Der bisherige Vizepräsident, Dieter Graumann, hat seine Kandidatur für den Spitzenposten angekündigt. Mit ihm käme erstmals jemand in die Position, der nicht der Opfergeneration angehört.
Berlin - Als Favorit galt er schon lange. Nun aber hat Dieter Graumann offiziell seine Kandidatur für den Präsidentenposten des Verbands angekündigt. Damit tritt er aller Voraussicht nach im November an die Spitze des
in Deutschland. Generalsekretär Stephan Kramer teilte am Montag in Berlin mit, der Vizepräsident des Zentralrats der Juden habe bei der Sitzung des Direktoriums am Sonntag in Frankfurt am Main große Zustimmung für die Entscheidung bekommen.
Der 1950 in Israel geborene Graumann will die bisherige Präsidentin
ablösen. Die 77-jährige Münchnerin hatte Anfang des Jahres nach interner Kritik an ihrem Kurs bekanntgegeben, auf eine weitere Kandidatur zu verzichten. Offiziell lautet der Grund jedoch, dass bewusst ein Generationswechsel herbeigeführt werden soll. Die Wahl findet am 28. November in Frankfurt/Main statt.
Der Frankfurter Unternehmer Graumann war rasch als möglicher Nachfolger gehandelt worden. Er gilt als ein Freund klarer Worte mit großem Verhandlungsgeschick. Seit 2001 gehört er dem Präsidium des Zentralrats an, bei Knoblochs Amtsantritt 2006 avancierte er zum zweiten Stellvertreter. Als neuer Präsident der Vertretung von gut 100.000 Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland wird Graumann der erste Amtsinhaber sein, der den
nicht mehr am eigenen Leibe erfahren hat.
Immer wieder hat Graumann ein Verbot der rechtsextremistischen NPD gefordert und dabei Politikern aller Parteien Untätigkeit vorgeworfen. Aber Graumann hat sich auch schon bei der politischen Linken unbeliebt gemacht, der er in einer Rede in der Frankfurter Paulskirche partiell antisemitische Tendenzen vorwarf.
Knobloch war in der vergangenen Zeit in Teilen des Verbands in die Kritik geraten. Mitglieder warfen ihr vor, zu sehr die Opferrolle der Juden zu betonen. Zudem gebe es Nachholbedarf bei der Integration von jüdischen Einwanderern aus dem Osten, hieß es.