Gedenken im Bundestag Lammert und Komorowski würdigen deutsch-polnische Freundschaft

Polens Staatspräsident Komorowski: "Würde des Menschen unveräußerlich"
Foto: TOBIAS SCHWARZ/ AFPBerlin - In einer Gedenkstunde des Bundestags zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren haben der deutsche Bundestagspräsident Norbert Lammert und Polens Staatspräsident Bronislaw Komorowski die deutsch-polnische Freundschaft gewürdigt.
Auf diese Versöhnung könnten beide Völker stolz sein, sagte Komorowski. Er würdigte besonders, dass 25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer eine junge Generation von Deutschen und Polen zusammen lernen und arbeiten könnten.
Komorowski erinnerte auch an die polnische Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc, die zusammen mit anderen die Freiheit in Europa möglich gemacht habe. "Was die Europäer verbindet, ist die Überzeugung, dass die Würde des Menschen unveräußerlich ist."
"Größter Friedhof der europäischen Zivilisation"
Lammert erinnerte "an den verheerendsten Krieg in der Geschichte". Polen sei das erste Opfer dieses Kriegs geworden und habe am längsten unter der deutschen Besatzung gelitten. Deshalb müsse es als "Wunder" gelten, dass aus Deutschen und Polen Freunde wurden.
Der Bundestagspräsident sprach auch die "industrielle Vernichtung der europäischen Juden" an. Polen sei "zum größten Friedhof der europäischen Zivilisation" geworden. Aber auch heute müsse täglich schockierende Gewalt beklagt werden, etwa in Syrien, im Irak, im Nahen Osten und in der Ukraine, sagte Lammert.
Komorowski fordert Stärke gegenüber Moskau
Polens Staatschef Komorowski rief die EU und den Westen zu einer entschiedenen Haltung gegenüber Russland auf und forderte auch verstärkte militärische Anstrengungen. "Die Zeiten der Friedensdividende nach dem Ende des Kalten Krieges sind vorbei", sagte er.
Ereignisse im Irak, Syrien, Libyen, in der Ukraine und in Russland bedrohten die Freiheit: "Eines ist ihnen gemeinsam: Sie verachten Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und bürgerliche Freiheiten." Weiter sagte der polnische Präsident: "Vor unseren Augen vollzieht sich die Wiedergeburt einer nationalistischen Ideologie, die unter dem Deckmantel humanitärer Parolen über den Schutz nationaler Minderheiten die Menschenrechte und das Völkerrecht verletzt. Wir kennen das allzu gut aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts."
Zu den Gästen der Gedenkstunde gehörten neben Kanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck auch der frühere Bundespräsident Christian Wulff.