Die Frankfurter Paulskirche
Nach breitester propagandistischer Vorarbeit entschlossen sich Frankfurts Stadtväter auf Grund der überaus zahlreichen Geld - und Sachspenden aus allen Zonen Deutschlands, die Frankfurter Paulskirche als demokratisches Symbol wieder aufzubauen.
Der Schreiber dieser Zeilen hat sich nun mal die Mühe gemacht und im Verlauf von vierzehn Tagen innerhalb der Frankfurter Bevölkerung herumgefragt, wie man sich zu dieser Verschönerung der Frankfurter Altstadttrümmer stelle. Das Ergebnis war mehr als bemerkenswert. Ausdrücke wie »ausgemachter Blödsinn« waren durchweg noch das Mildeste, was er an Urteilen zu hören bekam. Man war sich zu 98 Prozent darüber völlig einig, daß es bedeutend vernünftiger, menschlicher und den ganzen Gesundungsprozeß fördernder gewesen wäre, an Stelle eines kostspieligen, rein repräsentativen Gebäudes von sehr fraglichem praktischem Wert Unterkunftsräume zu schaffen für die vielen heimat- und dadurch auch arbeitslosen jungen Menschen, die heute die Bahnhöfe, Bunker und Anlagen der Großstadt bevölkern und deren immer wieder von allen Seiten betonte notwendige Eingliederung in normale soziale und materielle Verhältnisse an der Unterkunftsfrage scheitert.
Frankfurt a. M. HANS MÜLLER