Zur Ausgabe
Artikel 23 / 96

Umfrage Die Krise nutzt der SPD

Von Hans-Ulrich Stoldt
aus DER SPIEGEL 39/2001

Im Herbst kommenden Jahres findet die nächste Bundestagswahl statt - der SPIEGEL wird in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut NFO Infratest bis dahin einmal monatlich die politische Stimmung im Land ausloten: Welche Spitzenpolitiker genießen am meisten Vertrauen, wie schlagen sich Kanzler und mögliche Herausforderer, welche aktuellen Fragen bewegen die Menschen?

Gegenwärtig bewegen die Deutschen vor allem die jüngsten Terroranschläge. Und groß ist die Angst, durch eine Beteiligung an Militäraktionen in einen Krieg gezogen zu werden: 72 Prozent der Befragten befürchten dies. Allerdings meinen 58 Prozent, dass sich die Bundeswehr an militärischen Aktionen beteiligen könnte. Dabei geht aber ein Riss durch Deutschland: Im Osten waren nur 39 Prozent für einen möglichen deutschen Einsatz, im Westen dagegen 63 Prozent.

Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) hat in diesen kritischen Tagen wenig Rückhalt in der Bevölkerung - Flugaffäre und Liebesgeplänkel im mallorquinischen Pool wirken offenbar nach: Nur 35 Prozent wünschen, dass Scharping in der Politik künftig eine wichtige Rolle spielt, 5 Prozent weniger als im vergangenen Juli.

Einen großen Sprung um 10 auf 58 Prozent machte dagegen Innenminister Otto Schily, der in den vergangenen Tagen vehement für schärfere Maßnahmen zur inneren Sicherheit stritt. Außenminister Joschka Fischer und Bundeskanzler Gerhard Schröder konnten auf der Politiker-Hitliste ebenfalls zulegen. Schröder nähert sich bei SPD-Anhängern inzwischen realsozialistischen Ergebnissen: 97 Prozent von ihnen wünschen, dass er künftig eine wichtige politische Rolle spielt.

Die Folgen der gegenwärtigen weltpolitischen Ereignisse sind nicht abzusehen, da scheint neben dem Kanzler auch dessen Partei vielen Wählern am ehesten Halt zu versprechen. Bei der aktuellen Sonntagsfrage steigt die SPD im Vergleich zum August um 4 auf 42 Prozent. Die CDU/CSU verbessert sich leicht um ein Prozent auf 37 Prozent. Für die kleinen Parteien wird es eng: Die FDP fällt von 10 auf 7 Prozent, die Grünen von 7 auf 6, und die PDS stagniert bei ebenfalls 6 Prozent.

Bliebe es bei diesem Ergebnis, hätten weder Rot-Grün eine ausreichende Mehrheit noch die Union in einem Bündnis mit der FDP. Auch eine sozial-liberale Koalition brächte es nur auf ein Patt.

Die PDS als Zünglein an der Waage?

HANS-ULRICH STOLDT

Mehr lesen über

Zur Ausgabe
Artikel 23 / 96
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren