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DIESE WOCHE IM FERNSEHEN

aus DER SPIEGEL 52/1971

Montag, 20. 12.

20.15 Uhr. ARD. Report (Farbe)

Dieses letzte vom Südwestfunk allein produzierte Magazin (von Januar an senden »Report München« und »Report Baden-Baden« gemeinsam) befaßt sich mit der vom Bundesrechnungshof aufgedeckten Mißwirtschaft des öffentlichen Dienstes in den Jahren 1968 bis 1969. In dieser Zeit hatte beispielsweise das Verteidigungsministerium militärische Ausrüstung für die Bundeswehr beschafft, die zum Teil den Bedarf für etwa 100 Jahre deckt. »Report« plädiert außerdem für ein Gesetz, das den künftig auch im zivilen Luftverkehr eingesetzten Überschallflugzeugen das Überqueren westdeutschen Territoriums verbietet.

20.15 Uhr. ZDF. Gesundheitsmagazin »Praxis« (Farbe)

In der Sendung werden unter anderen der kalifornische Herzchirurg Norman E. Shumway und einige seiner Patienten interviewt, die seit mehreren Jahren mit einem fremden Herzen leben.

21.00 Uhr. ZDF. Stadt der Illusionen Vincente Minellis oscargekrönter Spielfilm aus dem Jahr 1952 ist seit Billy Wilders »Sunset Boulevard« der interessanteste Versuch, mit Star-Glanz (Kirk Douglas, Lana Turner, Gloria Grahame) und Ausstattungsprunk den Nimbus Hollywoods auszuhöhlen.

21.55 Uhr. NDR, RB, SFB (III). Die Gastarbeiter

Die Hälfte der fast zwei Millionen ausländischen Arbeitnehmer lebt schon über fünf Jahre in der Bundesrepublik -- eine langfristige sozialpolitische Konzeption zur Lösung des »Gastarbeiterproblems« ist aber immer noch nicht in Sicht. Die Problematik der beiden zur Zeit diskutierten Modelle kommentiert NDR-Redakteur Klaus Ellrodt in seinem zweiteiligen Bericht. Fortsetzung: Dienstag, 21. 12., 21.30 Uhr.

22.35 Uhr. ARD. Tod durch Erhängen

Anarchie der Gedanken und der Erzählformen -- Tote wandeln unter den Lebenden, Vergangenes wird real gegenwärtig -- machen den 15. Film des Japaners Nagisa Oshima, 39, zu einem ebenso fremdartigen wie präzisen Leinwand-Meisterstück, das jeden Superlativ verdient. Gezeigt wird die mißglückte Hinrichtung eines mordverdächtigen Koreaners samt Rekonstruktion des Verbrechens durch seine Richter; suggeriert wird in halluzinatorischen Bildern die Inhumanität des Staates und seiner Gesetze. »Der Staat ist schuldig«, sagt der Regisseur, »wir sind unschuldig.« Die ARD zeigt den Film als deutsche Erstaufführung.

23.10 Uhr. ZDF. Horseopera

Der New Yorker Underground-Filmer Charles I. Levine hat Sequenzen aus amerikanischen Western-Filmen (unter anderem von John Ford und Edwin S. Porter) neu montiert, um so »die Grundstruktur dieses Genres herauszuarbeiten«. Das Ergebnis nennt er »ein visuelles symphonisches Gedicht«.

Dienstag, 21. 12.

20.15 Uhr. ZDF. Meist sind wir allein (Farbe)

In der Sendung von Heinz Hemming erzählen Körperbehinderte (in der Bundesrepublik gibt es schätzungsweise 1,6 Millionen) von vergeblichen Versuchen, aus ihrer gesellschaftlichen Isolation auszubrechen.

20.15 Uhr. BR (III). Der Sonderling

Karl-Valentin-Film (1929) von Walter Jerven.

21.50 Uhr. ZDF. Aspekte (Farbe)

Moderator: Reinhart Hoffmeister. Angekündigt ist ein Porträt des bayrischen Dramatikers Franz Xaver Kroetz, 25, und ein Film über ein spanisches Studententheater, das zur Zeit vor Gastarbeitern in der Bundesrepublik auftritt. Ein weiterer Beitrag will nachweisen, wie »das kulturelle Leben in Frankreich durch eine Art indirekte Zensur entpolitisiert werden soll«.

22.50 Uhr. ZDF. Die Mutter

Das »erschütternde Heldentum des Proletariats« und »das Erwachen des revolutionären Bewußtseins« im zaristischen Rußland ehrte Wsewolod Pudowkin (1893 bis 1953), neben Sergej Eisenstein bedeutendster sowjetischer Stummfilm-Regisseur, mit seinem ersten großen Spielfilm. Das monumentale Kino-Drama, 1926 nach dem Gorki-Roman gedreht, schildert das Schicksal der Frau eines reaktionären und trunksüchtigen Schmiedes, die sich zum Kommunismus durchringt und an der Seite ihres sozialistisch gesinnten Sohnes für die neue Idee stirbt.

Mittwoch, 22. 12.

20.15 Uhr. ARD. Wege nach Amazonien (Farbe)

Durch die »Transamazônica«, ein 13 000 Kilometer langes Fernstraßennetz, für dessen Bau seit September 1970 Hunderte von Arbeitskolonnen, dazu Luftwaffen- und Pioniereinheiten eingesetzt sind, soll Brasiliens Urwald erschlossen werden. Über dieses »Entwicklungsobjekt des Jahrzehnts« (so die brasilianische Regierung) berichtet WDR-Reporter Ernst-Ludwig Freisewinkel.

20.15 Uhr. ZDF Magazin (Farbe)

Moderator: Gerhard Löwenthal.

20.15 Uhr. NDR, RB, SFB (III). The Saga of Anatahan

»Der ideale Film«, sagte Josef von Sternberg, »wird vollkommen synthetisch sein.« In dem 1953 in Japan produzierten »Anatahan«-Film kam der Hollywood-Regisseur seinem Ideal am nächsten: Handlung (Soldaten und eine einzige Frau auf einsamer Insel), Dekors und Sprache (Japanisch mit einem englisch eingesprochenen Sternberg-Kommentar) sind derart stilisiert, daß beim Zuschauer jeder Gedanke an die sogenannte Realität verdrängt wird. Im Anschluß an den deutsch untertitelten Film wird ein Sternberg-Porträt von Enno Patalas gesendet.

21.10 Uhr. WDR (III). Ein Sommernachtstraum (Farbe)

Jean-Christophe Averty, Frankreichs prominentester Show-Regisseur, nutzt in dieser ORTF-Produktion alle Trickmöglichkeiten der Elektronik zu einer exzentrischen Shakespeare-Deutung.

22.00 Uhr. ARD. Lodynski's Flohmarkt Company (Farbe)

Erste von sechs neuen Folgen der österreichischen Nonsens-Revue, die beim TV-Festival in Montreux den ersten Preis bekam und nun von ORF und ARD gemeinsam produziert wird. Die Sendung war am 20. Oktober aus aktuellem Anlaß verschoben worden.

Donnerstag, 23. 12.

20.15 Uhr. ARD. Ninotschka

1939 sah das Kinopublikum die Garbo erstmals lachen -- in dieser Agentenkomödie von Ernst Lubitsch, deren leichte Inszenierung die Drehbucheinfalt -- Liebe überwindet alle Ideologien -- mühelos vergessen läßt.

21.20 Uhr. ZDF. Bilanz (Farbe)

Moderator: Wolfgang Schröder. In der Sendung werden Otto A. Friedrich, Präsident der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände, sowie andere »Prominente aus Wirtschaft und Politik« eine konjunktur- und währungspolitische Bestandsaufnahme der letzten zwölf Monate versuchen.

22.40 Uhr. ZDF. Zelt (Farbe)

Das 1968 entstandene Mixed-Media-Ballett des New Yorker Avantgarde-Choreographen Alwin Nikolais -- eine psychedelische Show aus magischen Bewegungsspielen, phantastischen Requisiten und kinetischen Effekten -- ist eines der besten Beispiele für ein modernes Tanztheater.

Freitag, 24. 12.

20.15 Uhr. ARD. Sterns Stunde (Farbe)

Der Stuttgarter Fernseh-Reporter Horst Stern, der sich mit seinen Betrachtungen gegen »die sentimentale Vermenschlichung der Tiere« wendet, spricht in seiner zehnten Sendung über den Rothirsch (siehe Seite 120).

Samstag, 25. 12.

17.30 Uhr. ARD. 1971 (Farbe)

In der 75-Minuten-Sendung, die »dem Feiertagsprogramm einen politischen Akzent geben soll«, interpretieren die ARD-Kommentatoren Dieter Gütt, Gerd Ruge, Heinz Werner Hübner, Winfried Scharlau und Helmut Reinhardt die wichtigsten Ereignisse der letzten zwölf Monate und geben Prognosen für 1972.

17.45 Uhr. NDR, RB, SFB (III). W. C. Fields Retrospektive

Der Filmkomiker W. C. Fields (1879 bis 1946) wird in den USA seit 50 Jahren ebenso hochgeschätzt wie Chaplin oder Keaton, doch kein Verleih wagte bis jetzt den Export dieses »größten Humoristen seit Mark Twain«, weil sich Fields' Sprachwitz nur schwer übersetzen läßt. Mit »Pool Sharks« (Haie am Billardtisch), einem Stummfilm von 1915, und »Million Dollar Legs« (etwa: Beine sind Gold wert) von 1932 beginnt eine Retrospektive in sieben Folgen.

20.15 Uhr. NDR, RB, SFB (III), WDR (III), HR (III) und SW (III). Peer Gynt (Farbe)

Einmütig haben die deutschen Theaterjournalisten diese Monsteraufführung (fast sieben Stunden Spieldauer, sechs verschiedene Peer-Gynt-Darsteller) der Berliner Schaubühne am Halleschen Ufer zur wichtigsten Inszenierung des Jahres erklärt. Der Regisseur Peter Stein hat Ibsens »Trivialmythen des 19. Jahrhunderts«, die »noch unsere Kindheit bestimmten« zur »kritischen Betrachtung ausgestellt« -- mit allen Theatermitteln: In der hügeligen Szenenlandschaft versinken Schiffe, öffnen sich Berge, klappt eine Sphinx aus dem Boden und hangeln sich Affen von Ast zu Ast. Die Dritten Programme senden die Aufzeichnung an zwei Abenden. Fortsetzung: Sonntag, 26. 12., 20.15 Uhr.

21.40 Uhr. ZDF. Wie klaut man eine Million (Farbe)

Um Kunstfalsifikate, Diebstahl und Liebeshändel in besseren Pariser Kreisen geht es in dieser Audrey-Hepburn-Komödie des Hollywood-Veteranen William Wyler (1965) -- seiner ersten nach »Ein Herz und eine Krone«.

Sonntag, 25. 12.

22.00 Uhr. ZDF. Washington -- das neue Rom? (Farbe)

Klaus Harpprecht, neuerdings Sonderkorrespondent des ZDF, zeigt in seinem Filmbericht -- zusammen mit dem Photographen Thomas Hoepker -- »Parallelen zwischen den USA und dem römischen Weltreich«. Dabei kommen auch der Historiker Golo Mann und der Dramatiker Gore Vidal zu Wort.

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