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Dolce vita hinter Stacheldraht

aus DER SPIEGEL 12/1986

Sie befahlen Mord und Totschlag, Tausende verschwanden für immer in ihren Kerkern. Erst als sie einen Krieg verloren, zog man sie zur Rechenschaft: Im dramatischsten Prozeß in der (Geschichte Argentiniens verurteilte ein Gericht führende Mitglieder der drei von 1976 bis 1982 regierenden Juntas im vergangenen Dezember zu hohen, teils lebenslangen Haftstrafen. Doch die Verbrechen der Vergangenheit bezahlen die Diktatoren heute mit einem angenehmen Leben im Militärgefängnis von Magdalena. Zum Dolce vita hinter Stacheldraht gehört für Admiral Emilio Massera, 61 (Photo r.), den Schlächter der Marineschule, das morgendliche Tennismatch mit dem Sohn des Gefängnisdirektors. Ex-Junta-Chef Jorge Videla, 60, hält sich beim Joggen fit (Photo l.). Sein Nachfolger Roberto Viola, Admiral Armando Lambruschini und General Ramon Agosti beginnen den Tag mit Sonnenbad und Zeitungslektüre. In der gepflegten Anlage mit Kapelle (Photo Mitte) fehlt es an kaum etwas: Die gefürchteten Männer von einst wohnen im früheren Offizierscasino - weißen Bungalows mit Bad und Küche. Besuch ist angeblich jederzeit willkommen, selbst Reitpferde sollen den Gefangenen von Magdalena zur Verfügung stehen. Aufgeschreckt durch die Empörung der Bevölkerung, kündigte die Regierung jetzt jedoch ein baldiges Ende des fidelen Knasts an: Sobald das neue Militärgefängnis südlich von Buenos Aires fertig ist, müssen die Generäle umziehen - in Zellen von zwei mal drei Meter und karger Einrichtung: Bett, Schrank, Tisch und Stuhl.

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