DOLLAR-PRINZESSIN
Ihr Bericht über den Präsidenten Kennedy verrät Simplifizierung sowie gänzliche Verkennung unserer Verhältnisse. Wir Amerikaner mißtrauen nicht nur dem Machtmißbrauch (Entsendung von Truppen zwecks Erzwingung verfassungswidriger Gleichschaltung; Präsidentendiktat über Stahlpreise), sondern verabscheuen gleichermaßen den
neuen Byzantinismnus, der sich herausbildet.
Wissen Sie, daß Frauen der Demokratischen Partei unlängst Hände voll Erde mitnahmen, die Caroline Kennedys Füßchen betreten hatten, und daß man für 3,95 Dollar eine Biographie ihres Ponys »Maccaroni« kaufen kann? Wissen Sie, daß sich der Herr Präsident mit zum Teil recht zweifelhaften »show business«-Kumpanen umgibt, von denen wenigstens einer eine Kreatur der Unterwelt ist?
Ferner wünschen wir keine Dynastie. Nachdem uns jedoch noch sechs Jahre John F. Kennedy bevorstehen (erfahrungsgemäß wird ein amtierender Präsident meist wiedergewählt), kommt sein Bruder Robert an die Reihe (der aus. wahlpolitischen Gründen die Negerunruhen im Süden ermutigt); nach weiteren acht Jahren vermutlich der wegen Prüfungsbetrugs aus Harvard herausgeworfene Bruder Edward. Und haben Sie einmal, untersucht, wie viele Herren in leitenden Staatsämtern mit Herrn oder Frau Kennedy verwandt oder verschwägert sind?
Glauben Sie wirklich, daß, wer gegen Mr. Kennedy ist, einer reaktionären »Fronde« gegen Fortschritt und Negergleichberechtigung angehört? So einfach und, wenn Sie den Ausdruck gestatten, schwarz-weiß liegen die Dinge nicht. Der Kennedy-Clan braucht die Stimmen des Großstadtpöbels, weshalb zum Beispiel seit geraumer Zeit Todesurteile gegen Raub- oder Lustmörder, die Neger oder Portorikaner sind, nicht mehr vollstreckt werden. Die Gleichberechtigung der Schwarzen bestand im Norden unseres Landes schon seit Jahren; im Süden war sie im Begriff, sich organisch zu entwickeln, aber das mißfiel unseren Demagogen weißer oder dunkler Hautfarbe.
New York PROF. DR. DR. HARRY C. SCHNUR