Zur Ausgabe
Artikel 90 / 100

Domino-Umsturz wird berechenbar

*
aus DER SPIEGEL 6/1987

Kinder, Bar-Hocker und Diplomaten frönen dem Spiel mit den fallenden Steinchen, amerikanischen Politikern der Vietnamkrieg-Ära galten die purzelnden Plättchen als Sinnbild der vom kommunistischen Umsturz bedrohten Staaten Südostasiens. Dem Engländer W. J. Stronge von der University of Cambridge verdankt die Welt endlich ein mathematisches Modell des »Dominoeffektes«, jedenfalls für den einfachsten Fall des Umsturzes in Serie, Stronges Theorie wurde letzten Monat in den »Proceedings« der britischen »Royal Society« veröffentlicht. Danach entscheiden sowohl die Dicke der Steinchen als auch ihre Höhe und der Abstand der senkrecht aufgestellten Dominoplättchen voneinander über Art und Geschwindigkeit, mit der sich die Kettenreaktion ereignet: Unterschreitet der Abstand der Steinchen voneinander ein kritisches Maß, stockt der Umsturz. Kleine Abstände hemmen die Fallgeschwindigkeit, größere Zwischenräume beschleunigen die Umsturzwelle. Faktoren wie die Reibung der Steinchen aneinander und mit dem Untergrund (Tresen oder Teppich) lassen sich bisher nur begrenzt mit Stronges Modell erfassen. Viel bleibt zu erforschen, bis auch jene faszinierenden Massen-Umstürze berechenbar werden, bei denen Tausende von Dominosteinchen in Verzweigungen und Mustern, einstweilen bar jeder Theorie, ins Chaos sinken.

Zur Ausgabe
Artikel 90 / 100
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten