Kinder, Bar-Hocker und Diplomaten frönen dem Spiel mit den fallenden Steinchen, amerikanischen Politikern der Vietnamkrieg-Ära galten die purzelnden Plättchen als Sinnbild der vom kommunistischen Umsturz bedrohten Staaten Südostasiens. Dem Engländer W. J. Stronge von der University of Cambridge verdankt die Welt endlich ein mathematisches Modell des »Dominoeffektes«, jedenfalls für den einfachsten Fall des Umsturzes in Serie, Stronges Theorie wurde letzten Monat in den »Proceedings« der britischen »Royal Society« veröffentlicht. Danach entscheiden sowohl die Dicke der Steinchen als auch ihre Höhe und der Abstand der senkrecht aufgestellten Dominoplättchen voneinander über Art und Geschwindigkeit, mit der sich die Kettenreaktion ereignet: Unterschreitet der Abstand der Steinchen voneinander ein kritisches Maß, stockt der Umsturz. Kleine Abstände hemmen die Fallgeschwindigkeit, größere Zwischenräume beschleunigen die Umsturzwelle. Faktoren wie die Reibung der Steinchen aneinander und mit dem Untergrund (Tresen oder Teppich) lassen sich bisher nur begrenzt mit Stronges Modell erfassen. Viel bleibt zu erforschen, bis auch jene faszinierenden Massen-Umstürze berechenbar werden, bei denen Tausende von Dominosteinchen in Verzweigungen und Mustern, einstweilen bar jeder Theorie, ins Chaos sinken.
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