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Donnerstag, 27. November

Von Nikolaus von Festenberg
aus DER SPIEGEL 48/1997

20.15 - 22.15 UHR RTL 2

Der Schutzengel

Die Geschichte vom »Heidemörder« und seiner Therapeutin Tamar Segal, die ihm zur Flucht aus einer Hamburger Klinik verhalf, sowie »Das Schweigen der Lämmer« mit dem irren Dr. Hannibal Lecter mögen bei diesem eigenproduzierten Thriller (Buch: Suzanne Mustacich, Regie: Uwe Janson) Pate gestanden haben. Die Psychotherapeutin Maria Fender (Christiane Paul) - sie arbeitet in einer geschlossenen Anstalt für psychisch kranke Schwerstkriminelle - will gegenüber dem mehrfachen Mörder Bittner (Heino Ferch) eine menschenwürdigere und weniger harte Behandlungsmethode anwenden, als es ihre Vorgesetzte Strauss (Barbara Rudnik) tut. Von ihren ärztlichen Idealen verblendet, flieht Maria mit Bittner aus der Anstalt, um ihn in Freiheit zu therapieren - ein Unternehmen, das sich schon bald als irrwitzig erweist. Der Patient gerät der jungen Ärztin außer Kontrolle und begeht neue Verbrechen. Im Hause seiner verstorbenen Mutter kommt es zum Psycho-Showdown: In letzter Sekunde befreit Maria ihre Vorgesetzte, die der unheilbar irre Sexualverbrecher gerade zu Tode quälen will. Was da psychisch zwischen dem Patienten und seiner fanatisch entschlossenen, aber letztlich hilflosen Helferin abläuft, vermag der Film nur anzudeuten. Die in effektvolle Düsternis verliebte Kamera (Hagen Bogdanski) interessiert sich mehr für die Theatralik des Irreseins. Da wird kein brutales Detail ausgespart. Ferch gelingt es trotzdem, dem Monster, das er zu spielen hat, überraschende Facetten von Verletzlichkeit und Weichheit abzugewinnen. Was Rudnik und Paul außer Angst bewegt, bleibt hinter ihren schönen Gesichtern verschlossen. Die Moral des Stücks ist so bitter wie schlicht: Bestien bleiben Bestien, da helfen keine Pillen. Der menschliche Abschaum gehört auf immer hinter Gitter.

20.15 - 22.15 UHR PRO SIEBEN

Ein fremder Klang

Franklin (Charlie Sheen), der Gefreite, will seine Entlassung aus der U. S. Army erreichen und prügelt sich deshalb mit der Militärpolizei. Aber er wird nicht gefeuert, sondern landet im Militärknast, wo ihn brutale Schleifer Mores lehren. Die »Süddeutsche« mißbilligte Martin Sheens Film (USA 1991): »Er will aufklärerische Arbeit hinter den Kulissen mit der Beschwörung abgedroschener Tugendmuster leisten: Willensstärke, Stolz, Selbstachtung und Teamgeist besiegen Formalismus und Gewalt.«

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