Drittes, viertes, fünftes Reich
(Nr. 19-30/1978: Der Fall Filbinger)
Da ich in den letzten Jahren viel im Ausland war Afrika, Tahiti, Madagaskar, Korsika und Frankreich -- kann ich sagen: Das Ansehen der Bundesrepublik ist nicht gerade das beste, und nun haben wir wieder einen Fall, der durch die Weltpresse geht.
Bernau/Chiemsee MAX FREUNDORFER
Die deutsche Mentalität gibt Ausländern immer wieder Rätsel auf.
Berlin RICHARD MOKELKE
Das Ausland lacht sich doch ins Fäustchen! Merken diese linken Typen nicht, wie sehr sie unser Land ins Gerede bringen? Von wem sind diese roten Agitprop-Typen eigentlich in unser Land geschleust worden? Deutsche kann man diese Vaterlandsverräter und Nestbeschmutzer doch nicht mehr betiteln!
Stuttgart MANFRED HOLLENBACH
Als schon zweimal Geschädigte -- 1914 und 1940 -- beobachten wir mit Besorgnis und Unbehagen unseren großen und mächtigen Nachbarn. Wenn eine Demokratie (auch eine relativ junge) nicht bestehen kann ohne Filbingers, Kiesingers, Lübkes und andere mehr, so ist meines Erachtens Mißtrauen mehr als berechtigt.
Masseler (Luxemburg) JEAN ZEVEN
Wären wir alle aufgeklärte Bürger, würde niemand erschrecken über den Dreck am Stecken eines Mächtigen. Stünde Filbinger jetzt vielleicht am Fließband in Zuffenhausen, wäre uns allen wohler ums Herz.
Vancouver (Kanada) BERND EGETMEYER
Daß mein Vater irren konnte, kann ich noch verstehen, er ist ein kleiner Mann, wie ich. Wenn ich aber immer wieder lesen muß, daß Leute wie Filbinger nichts dazugelernt haben, vergeht mir manchmal der Mut, mich als Deutscher zu erkennen zu geben.
Djeddah HANSJÜRGEN SCHULFIT (Saudi Arabien) Fernfahrer
Gott schicke den Deutschen ein fünftes Reich, das vierte ist dem dritten gleich. Dragor (Dänemark) HANS PETER MAIER
Auslandsdeutscher
Ich denke, daß gerade Todesurteile nur im äußersten Notstand verhängt werden dürften. Ein Richter müßte sich doch damit tage- und nächtelang auseinandersetzen. Das würde bedeuten, daß er diese Nächte niemals im Leben vergißt.
Ich kenne Deutschland aus meinen Studienjahren, ich verfolge mit Sorge die Entwicklung. Gott bewahre Sie vor CDU-Mehrheiten à la Filbinger! Gott beschütze Sie weiterhin -- und Ihr Blatt. Er möge verhüten, daß es noch einmal zu einer Nacht-und-Nebelaktion kommt.
Teheran A. A. ZARIF
Den Fall gesetzt, Herr Hitler würde heute noch leben und wäre Mitglied der CDU, so hätte es wohl auch keinen Sinn, an dessen Vergangenheit herumzukritisieren, denn Herr Hitler würde seinen Kritikern entgegenhalten, was einstmals Recht gewesen sei, könne heute nicht Unrecht sein, und außerdem solle mit dem Hochspielen seines Falles nicht er persönlich, sondern die CDU als Verteidigerin der freiheitlichdemokratischen Grundordnung getroffen werden.
Bofferdange (Luxemburg) ALBERT DIMMER
Generalsekretär der »Ligue antifasciste?
Es sollte in Deutschland mindestens ein Dutzend Hochhuths geben. Schon Schande genug, daß Filbinger mit einer solchen Vergangenheit überhaupt Ministerpräsident werden konnte, hieße es doch, dem Hohn und dem Spott die Krone aufzusetzen, wenn er eines Tages auch noch als Kandidat für die Bundespräsidentschaft aufgestellt würde.
Buenos Aires F. W. TRENKELBACH
Ich staune, daß so ein Mann eine solche Position einnehmen kann, die CDU-Prominenz für Filbinger Ehrenerklärungen zuhauf abgegeben hat, Filbinger einmal gute Aussichten hatte, Bundespräsident zu werden. Und ich fürchte: Das demokratische Deutschland ist nur ein Traum.
Bremgarten (Schweiz) KARL LIPERT
Bleib im Amt, Phantomas! Zeigt es doch dem Ausland,
Wie es um diese Demokratie bestellt ist, Wie, daß und von wem sich Das deutsche Volk regieren läßt. Lörrach VOLKMAR STAUB
Wir möchten uns beim SPIEGEL und bei Herrn Zimmer für den genialen Plakettenentwurf bedanken. Für unsere Freunde und uns ist es nun möglich geworden, durch das Tragen des Plakettenentwurfes, den wir verwirklichten, die einzig mögliche Einstellung zum Philisterpräsidenten zu demonstrieren.
Berlin WOLFRAM RITSCHL
THOMAS RAU
Ich schäme mich, einen obersten Dienstherrn namens Filbinger zu haben. In Erwartung von Repressalien ...
Stuttgart WOLFGANG RAUSCH Angehöriger des öffentlichen Dienstes des Landes Baden-Württemberg
Hiermit möchte ich all denen, die in Leserbriefen ihr Mitgefühl und ihre Anteilnahme an dem Schicksal meines Sohnes Walter Gröger zum Ausdruck brachten, meinen herzlichen Dank sagen.
Langenhagen (Nieders.) ANNA GRÖGER