DSCHUNGEL-JAGD.
Der Vorsitzende des Weltverbands der jüdischen Verfolgten des Nazi-Regimes, Tuvia Friedmann, will den angeblich in Paraguay lebenden deutschen KZ-Arzt Josef Mengele mit Hilfe der Uno zur Strecke bringen. Der Israeli meldete diesen Wunsch öffentlich an, weil die Regierung in Asuncion -- wie Friedmann am vergangenen Montag schriftlich vom Bundespräsidialamt erfahren hatte -- ein Bonner Auslieferungsersuchen mit der Begründung ablehnt, Mengele habe die Staatsbürgerschaft von Paraguay erworben. Bonns Brief weiter: Auf den Vorschlag, dem KZ-Arzt von Auschwitz die Staatsbürgerschaft abzuerkennen, sei die Regierung in Asuncion nicht eingegangen, und »unter diesen Umständen dürften neue amtliche deutsche Schritte aussichtslos sein«. Bevor Friedmann am 25. August in einem Schreiben an den Bundespräsidenten westdeutsche Initiativen angemahnt hatte, war er selbst tätig geworden, um Mengele auf zuspüren, der im Dschungel des Grenzgebiets zwischen Paraguay, Brasilien und Argentinien häufig sein Domizil wechseln soll. So hatte Friedmann zu jüdischen Verbänden in Paraguay Kontakt auf genommen, doch die Glaubensbrüder taten aus Furcht vor Repressalien nicht mit. Erfolglos blieb auch der Versuch, den in Bayern lebenden Bruder Mengeles in die Jagd einzuschalten -- eine entsprechende Aufforderung wurde nicht beantwortet. Nach diesen Fehlschlägen rechnet der Vorsitzende des Verfolgten-Verbands trotz eventueller Uno-Intervention mit längeren Fristen bis zur Mengele-Festnahme. Um nach der Verhaftung keine Zeit mehr zu verlieren, schlug Friedmann deshalb vor, schon jetzt einen Prozeß gegen den KZ-Arzt vor einem internationalen Gericht zu beginnen -- in Abwesenheit des Angeklagten.