PRESSE »Durchgeknallt«
SPIEGEL: Nachdem das Kartellamt im Fall Holtzbrinck gerade erneut Expansionspläne eines Großverlags gestoppt hat, hoffen Deutschlands Pressekonzerne auf Wirtschaftsminister Wolfgang Clement, der die Fusionsgesetze lockern will ...
Röper: ... und dessen Pläne ich für schlicht durchgeknallt halte. Das würde den Zeitungsmarkt sofort mit einer gewaltigen Fusionswelle konfrontieren, in der die kleinen Verlage untergehen. Das ist inakzeptabel.
SPIEGEL: Trotzdem zeichnet sich in der Politik eine breite Zustimmung für die Novelle ab, die schon im Mai in Kraft treten könnte. Was würde das für die Leser bedeuten?
Röper: Sie würden noch weniger zwischen unabhängigen Zeitungen wählen können. Die Großen würden die Kleinen erst zermürben und dann übernehmen. Wenn dann der Wettbewerb abnimmt, werden auch die Produkte schlechter.
SPIEGEL: Viele Verlage sind doch allein kaum noch überlebensfähig.
Röper: Das ist auch das Argument von Konzernen wie Holtzbrinck und der WAZ, dem Clement aufgesessen ist. Dramatisch ist die Lage für kaum einen Verlag. Man muss die Verluste mit den enorm hohen Einnahmen der neunziger Jahre vergleichen. Bei Clements Novelle geht es deshalb nicht darum, die Zeitungen zu retten, sondern den Großverlagen mehr Wachstumschancen einzuräumen - immer mit dem vermeintlichen Argument, den deutschen Markt vor Übernahmen aus dem Ausland zu schützen.
SPIEGEL: Wer soll Clements Pläne denn noch stoppen?
Röper: SPD und CDU sicher nicht, die wollen den ihnen nahe stehenden Konzernen helfen. Ich setze jetzt aufs Justizministerium. Eine gelockerte Fusionskontrolle ist mit der grundgesetzlich gebotenen Pressevielfalt unvereinbar.