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Artikel 35 / 66

Briefe

EHE-FUNK
aus DER SPIEGEL 48/1961

EHE-FUNK

Sie haben mit diesem Artikel über die »sündhaften Verhältnisse«, wie sie der Geistliche Dr. Josef Funk nennt (manche nennen so etwas auch Ehe!), den Reigen der karnevalistischen Knüller etwas früh eröffnet. Der 11. 11. stand doch noch bevor? Als Sproß aus einem »öffentlichen Konkubinat« bin ich überzeugt davon, daß dieser Bericht in der »Bütt« ein Bombenerfolg würde. Oder sollte dieser Artikel kein »Scherzartikel« gewesen sein? Halbwegs normaler Menschenverstand kann doch die Ausführungen von Eheberater Dr. Josef Funk, die ja die Meinung der Kirche repräsentieren sollen, nur als verfrühten Karnevalsscherz auffassen.

Bonn BRUNO RICHTER

Es ist zum Heulen, wenn nach den neuesten Gesetzen sogar die ausgesprochen schlechten Ehen widersinnig zusammengehalten werden sollen. Gleichzeitig darf die katholische Kirche ohne Widerspruch des Familienministeriums öffentlich die Trennung auch der besten Mischehe fordern (laut Pater Funk spielen dabei auch vier Kinder keine Rolle), wenn nur der in Aussicht genommene jüngere Partner auch katholisch ist. Der einzige Gnadenakt, den die katholische Kirche uns Konkubinatssündern erweist, ist der, daß sie sich auch unserer Kirchensteuergelder erbarmt. Solcherlei Sündengeld nimmt sie freundlicherweise auch von der protestantischen Konkubinatshälfte.

Schwäbisch Hall ROLF GOSSMANN

Man muß sich fragen, im Namen welchen Gottes solche Thesen verkündet werden. Der Gott dieser Leute scheint eine erbärmliche Krämerseele zu sein, ein geistloser Tyrann. Die Unterscheidung zwischen Christen und Heiden ist gewiß altertümlich und überholt. Aber wenn man die Bezeichnung Heide anwendet, dann auf einen Mann, der es für richtig hält, daß ein evangelisch getrauter Katholik seine Ehefrau verlassen darf, um katholisch zu heiraten. Aber nicht Gott will man dienen, sondern primitiven Machtansprüchen durch infame Ausnutzung künstlich erzeugter Gewissenskonflikte.

Ansbach (Bayern) WOLFGANG LIST

Es ist eine große Frage, ob das, was Pater Dr. Funk doziert, blinder Eifer ist, aber es ist für einen Katholiken keine Frage, daß das, was Sie produzierten, blinder Geifer ist.

Bonn UWE FRINKE

Der Eifer, mit dem sich Pater Josef Funk für die strikte Befolgung der katholischen Ehegesetze bloßstellt, mutet ebenso grotesk an wie die Einmischung von Rassenfanatikern oder von politischen Tyrannen in das Privatleben. Kein Wunder, wenn eine derart widerwärtige Gesinnungsschnüffelei Katholiken so zur Flucht aus der Kirche treibt. Stuttgart W HEINZ STRIX

Ich sehe keinen Unterschied darin, ob man durch geistigen Mord katholische oder durch physischen Mord arische Aufzucht betreibt. Beide Praktiken zeugen von einer grenzenlosen Menschenverachtung, die um so abscheulicher ist, wenn sie unter dem Mäntelchen der Nächstenliebe betrieben wird.

Kronau (Baden)

M.W. DEWALD

Wo bleibt der Staatsanwalt, der gegen diesen fanatischen »Gottesdiener« ein Strafverfahren einleitet? Wo bleibt die protestantische Kirche, die zu diesen dauernden unerträglichen Beleidigungen und Drohungen gegen sie selbst und ihre Gläubigen deutlich Stellung nimmt? Köln

RUDOLF THIELER

Wer wird bei solchen Lehrherren der katholischen Geistlichen noch eine Wiedervereinigung der beiden großen christlichen Kirchen wünschen?

Paderborn WERNER ROBERT EICHLER

Die katholische Kirche versucht, bis in die intimsten Sphären der Familien ihre Machtansprüche durchzusetzen. Und das um so rücksichtsloser, weil sie sich vom Staat unterstützt weiß.

Liblar (Westfalen) GOTTFRIED GROSSMANN

Größeres Interesse als die göttlichen Worte priesterlicher Eheberater verdienen die psychologischen Gegebenheiten, die ihrem Eifer zu Grunde liegen: Das delikate Verhältnis namentlich der katholischen Geistlichkeit zur Sexualität ist bekannt; wo die normale Befriedigung erschwert oder verhindert wird, liegen Neurose und Perversion in gefahrvoller Nähe. Der einst geheiligte,

ein ganzes Zeitalter verdüsternde Sadismus der Hexenbrenner vom Schlage der Dominikaner Sprenger und Institor oder des Jesuiten Delrio gibt für diese Tatsache ein historisches Beispiel ab. Mag auch, verglichen mit den Autodafés jener Übermenschen des Bösen, das sublime geistige Voyeurtum moderner Patres in seiner Bemäntelung als Eheseelsorge recht harmlos erscheinen - man sollte die Existenz des gemeinsamen Untergrundes, dem beide Phänomene christlich-abendländischer Kultur nur entwachsen konnten, nicht immer totschweigen.

Bad Kissingen NORBERT WILLERDING

Zum Teufel mit allem Geschwätz von der Ehe als Sakrament und ähnlicher allzu durchsichtiger Mystifizierung. Fragt sich, wie lange noch hörige Einfalt sich den Geschlechtsverkehr konzessionieren läßt.

Eßlingen (Neckar) EUGEN UNTERWEGER

Nur infantile Gemüter können derartige Dinge empfehlen. Infantil müssen auch die sein, welche danach handeln. Bereits ein halbwegs psychisch erwachsener Mensch wird jeden aus seinem Hause prügeln, der mit solchen Forderungen in sein Privatleben eingreifen möchte.

Berlin-Halensee NICOLAS H. JAHNKE

Der Vorschlag zur Trennung einer Mischehe erscheint mir sehr weise. Ehekonflikte aus konfessionellen Gründen sind ein sicheres Symptom geistigen Irreseins.

München HEINRICH KAMIN

Trotz einiger Reformbemühungen in unbedeutenden Dingen scheint die katholische Kirche nicht fähig zu sein, den schon seit Generationen veralteten »Juris canonici« zu überarbeiten. Was dieser Pater Funk dort an den Mann beziehungsweise an die Frau zu bringen versucht, ist lächerlich und fatal. Als Katholik, der nicht nach katholischem Ritus getraut wurde, würde ich mich jedenfalls dafür bedanken, laut Herrn Funk »nicht schlechter dran zu sein als ein Mörder«. Diese gefährliche Intoleranz erinnert an totalitäre Ideen, nach denen ein politischer Sünder auch »nicht schlechter dran ist als ein Mörder«.

Syke (Bremen) PETER MARONDE

Dem katholischen Ehe-Diktator Funk möchte ich einen guten Rat geben: Er soll seine Nase in die Bibel stecken, und nicht in anderer Leute Ehen.

Düsseldorf INGEBORG HARTUNG

Simplicissimus

»Was denn, die in Bett sieben schon wieder was Schmerzlinderndes? Daß die in Mischehe lebt, ist dem Oberarzt wohl Wurscht?«

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